Mengering, Franz
geb. 26.10.1877 Magdeburg,
gest. 15.03.1957 Magdeburg,
Ingenieur, Propagandist der Raketentechnik.

M., dessen Vater Friedrich M. eine Möbelstoff-, Tuch- und Wollwarenhandlung in Magdeburg besaß, wurde Ingenieur für Maschinenbau und Elektrotechnik. Ab 1915 war er Alleininhaber des ererbten Geschäftes. Nach seiner Teilnahme am I. Weltkrieg betrieb er zusammen mit wechselnden Partnern sein Geschäft bis 1927. Danach war er Gesellschafter einer Holzstoffabrik in Bad Harzburg, die 1931 aufgelöst wurde. Schon zu dieser Zeit war M. auch als beratender Ingenieur im Maschinenbau und in der Elektrotechnik tätig und fungierte sowohl beim Landgericht Magdeburg als auch beim Landgericht Göttingen als Sachverständiger. Vor allem aber befaßte er sich mit dem Vertrieb des “Naholga”-Verfahrens bzw. der dazu benötigten Gerätschaften. Es ging dabei um die Anwendung therapeutischer Mittel auf Nadelholzgas-Basis zur Linderung verschiedener Krankheiten. Für die “Naholga”-Anlagen besaß M. ein Patent. M. war Anhänger der damals verbreiteten sogenannten Hohlwelt-Theorie, die ein Weltbild propagierte, nach dem die Menschen im Innern einer Art Hohlkugel lebten. Diese abenteuerliche Theorie geht auf den Amerikaner Cyrus Ray Teed zurück, der im Jahre 1869 eine entsprechende Vision gehabt haben wollte. In Deutschland wurde diese Theorie vor allem von Karl E. Neupert vertreten. M. hatte von den Raketenversuchen des Rudolf Nebel in Berlin gehört und sah eine Möglichkeit, seine Hohlwelttheorie durch Raketenversuche zu bestätigen. 1932 konnte er die Magdeburger Stadtverwaltung für die Idee eines Raketenstarts gewinnen, die ihrerseits in einem ersten bemannten Raketenstart eine ausgezeichnete Möglichkeit sah, die Stadt in Deutschland und der Welt bekanntzumachen. So kam es im Januar 1933 tatsächlich zum Abschluß eines von M. vermittelten und unterzeichneten förmlichen Vertrages zwischen der Stadt Magdeburg und dem Berliner Raketenpionier Rudolf Nebel, der den Start des ersten bemannten Raketenfluges der Geschichte der Menschheit im Jahre 1933 in Magdeburg vorsah. Das Unternehmen scheiterte jedoch und wurde schließlich 1934 vom nationalsozialistischen Staat untersagt. M. überlebte den II. Weltkrieg und blieb in Magdeburg als beratender Ingenieur – zuletzt für Elektro- und Kühltechnik – bis zu seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben tätig.

Literatur: Frank-E. Rietz, Die Magdeburger Pilotenrakete 1933. Auf dem Weg zur bemannten Raumfahrt?, 1998.

Mathias Tullner