Grabau, Johannes
Andreas August |
Der Bauernsohn besuchte das Magdeburger Domgymnasium, studierte 1825–30 evangelische Theologie in Halle und war anschließend als Lehrer in Magdeburg und Sachsa tätig. Seit Juni 1834 wirkte er als Pfarrer der St. Andreas-Gemeinde in Erfurt. Dort kam er Anfang 1836 mit der altlutherischen Bewegung in Verbindung, die im Verlauf des Agendenstreits in Schlesien (Breslau) entstanden war und den Weg in eine Landeskirche unter Berufung auf eine strenge Bindung an die Bekenntnisschriften Luthers verweigerte. G. gründete die Erfurter altlutherische Gemeinde und lehnte fortan mit seinen zahlreichen Anhängern die preußische Unionsliturgie strikt ab. Die darauf folgenden Auseinandersetzungen mit dem Erfurter Kirchenregiment, u. a. mit Konsistorialrat Johann Friedrich Moeller, der G. selbst ordiniert hatte, führten im September 1836 zunächst zur Suspendierung G.s vom Pfarramt, später wegen der Abhaltung verbotener Privatgottesdienste zu Verfolgung und mehrfachen Haftstrafen. G. durfte im Sommer 1839 mit etwa 1.000 Anhängern nach Nordamerika auswandern. In und um Buffalo wurde die “Dreifaltigkeitsgemeinde” gegründet, in der G. bis an sein Lebensende Pfarrer blieb. Im Bestreben, eine alle lutherischen Gemeinden Nordamerikas umfassende Kirche ins Leben zu rufen, gründete G. 1845 die “Synode der aus Preußen ausgewanderten Lutherischen Kirche”, die sogenannte “Buffalosynode”. Sie zerbrach 1866 nach heftigem, von G. eigensinnig geführtem theologischen Streit mit der ebenfalls altlutherisch ausgerichteten “Missouri-Synode” des Karl Ferdinand Wilhelm Walther. G. führte danach mit den ihm treu gebliebenen Gemeinden das 1840 in Buffalo gegründete Martin-Luther-Kollegium weiter und gab neben dem Kirchenblatt Die wachende Kirche auch Synodalbriefe, ein Gesangbuch und eine Agende heraus.
Literatur: NDB 6, 693f.; BBKL 2, Sp. 278f.; RGG 2, 31958, Sp. 1818; Johannes A. G., Lebenslauf des Ehrwürdigen J. A. A. G., 1879; Chr. Hochstetter, Die Geschichte der Evangelisch-lutherischen Missouri-Synode in Nord-Amerika und ihrer Lehrkämpfe, 1885; E. Denef, Geschichte der Buffalo-Synode, 1929.
Guido Heinrich