Fischer, Werner Karl Albert (genannt Napoleon)
geb. 22.12.1905 Bahrendorf,
gest. 16.03.1995 Magdeburg,
Oberingenieur, Chefkonstrukteur.

Der Sohn des Molkereiverwalters Albert F. besuchte 1910–22 die Mittelschule in Tangerhütte und war anschließend bis 1924 Maschinenschlosserpraktikant in der Maschinenfabrik Henneberg & Co. Tangerhütte sowie bis 1925 bei der Maschinenfabrik R. Wolf in Magdeburg-Buckau. Nach dem Besuch der Vereinigten Maschinenbauschulen zu Magdeburg 1925–27 legte er seine Ingenieurprüfung ab. Es folgte 1927–30 eine Anstellung als Konstrukteur für Elektromaschinen bei der Siemens-Schuckert A. G. in Berlin. In der Krisenzeit wurde auch er 1930 arbeitslos und betrieb gemeinsam mit seiner Frau 1933–36 ein Lebensmittelgeschäft. 1936–37 trat er erstmals in sein späteres Metier als Konstrukteur für Reduzier- und Dampfreglerventile bei der C. Louise Strube AG Magdeburg-Buckau ein, um nach einer kurzzeitigen Tätigkeit als Konstrukteur für elektrische Ausrüstungen bei den Heinkel Flugzeugwerken in Rostock-Marienehe 1938 bei den Armaturenwerken Schaeffer & Budenberg Magdeburg als Konstrukteur für Magnet-, Schwimmer-, Druckminder- und Reglerventile tätig zu werden. Als Konstruktionsgruppenleiter Spezialarmaturen wurde er während des II. Weltkrieges u. k. gestellt und übernahm 1951 als Chefkonstrukteur mit Einzelvertrag das Konstruktionsbüro für Reduzierstationen, Regler und Höchstdruckarmaturen im nunmehrigen SAG-Betrieb. Ausgehend von den zunehmenden Anforderungen durch die Reparationsleistungen für die Sowjetunion, dem sich anschließenden Aufbauprogramm der Kraftwerksindustrie der DDR und dem späteren Export von exakt, rasch und nach vorgegebenen Kennlinien regelbaren Höchstdruckarmaturen schuf F. eine interdisziplinäre und schlagkräftige Konstruktionseinheit. Im Ergebnis dieser Arbeiten entwickelte dieses Forschungskollektiv unter seiner Leitung einer Vielzahl hochwertiger Armaturen, so z. B. vollautomatische Hochdruck-Reduzier-Kühlstationen, Heißdampfarmaturen und Kraftwerksregelarmaturen. Dazu gehört auch das von F. patentierte “F.-Ventil”, das den erhöhten Blockleistungen Rechnung trug und zur Vereinfachung der Hilfs- und Regeleinrichtungen (Wegfall von sieben Ventilen und Schiebern), des Rohrleitungssystems (Einsparung von Rohrleitung, Formstücken und Rundschweißnähten) und zu einer verbesserten Betriebstüchtigkeit, -sicherheit sowie Lebensdauer führte. Die Schriftstellerin Christa Johannsen führte in Vorbereitung ihres Buches “Flug nach Zypern” (1969) ausgiebige Gespräche mit ihm. F. schied 1975 aus dem VEB Meßgeräte- und Armaturwerk “Karl Marx” Magdeburg aus. Er war mit Leib und Seele Armaturenkonstrukteur, und selbst 80jährig beschäftigte ihn die Idee der “Armatur 2000”, einer geregelten Verstelleinheit ohne mechanische Antriebskomponenten, die mit Linearantrieben das Verändern der Ströme bezüglich Menge und Druck übernehmen sollte. Für seine Kreativität und sein organisatorisches Geschick wurde er neben anderen Ehrungen als Verdienter Techniker des Volkes ausgezeichnet.

Nachlaß: Materialsammlung Frieda F., Magdeburg.

Literatur: 100 Jahre Schäffer & Budenberg, 1950 (B); Heinz Dobersch, Menschen am Werke … aus dem Alltag eines großen Betriebes. VEB Meßgeräte und Armaturenwerk “Karl Marx” Magdeburg, 1963, 11f. (B); N. N., Hochdruck-Speisewasser Drossel- und Regelorgan, F.-Ventil, Typ HDS 1, MAW Kombinat der Magdeburger Armaturenwerke, 1969; Wolfgang Zellmann, “Napoleon” und das F.-Ventil, in: Betriebszeitung “Sprachrohr” des VEB Meßgeräte und Armaturenwerk “Karl Marx” Magdeburg, 12/1985.

Bildquelle: *Frieda F., Magdeburg (privat).

Werner Hohaus

letzte Änderung: 19.08.2004