Metzig, Friedrich
geb. 23.10.1891 Kassel,
gest. nach 1940 n. e.,
Verwaltungsangestellter, Kommunalpolitiker.

M. begann nach dem frühen Tod seines Vaters eine Ausbildung als Unteroffizier in der preußischen Armee, die er auf Grund eines Kniegelenkschadens abbrechen mußte. Dennoch nahm er freiwillig im aktiven Dienst am I. Weltkrieg teil. 1919 schlug er eine Laufbahn als Verwaltungsangestellter ein und war danach bis 1931 als Rechnungsdirektor der Stadt Eilenburg, darauf als Bürgermeister in Osterburg tätig. M. war Mitglied der Deutschen Volkspartei. Nach der Machtübernahme des Hitlerregimes wurde er in Osterburg entlassen und in den Ruhestand versetzt, aber nach erfolgreicher Beschwerde beim Minister des Innern als wiederverwendbar eingestuft. Als M. nach Barby kam, nun als Parteigenosse der NSDAP, attestierte man ihm besondere Fähigkeiten in der kommunalen Finanzverwaltung und ein gutes Durchsetzungsvermögen. Nachdem er innerhalb eines Monats seine nationalsozialistische Weltanschauung durch Ansprachen an die Ortsgruppe und die Bevölkerung sowie durch die Finanzierung von Gebäuden und nationalsozialistischer Organisationen in Barby unter Beweis gestellt hatte, wurde er am 09.11.1933 von der gleichgeschalteten Stadtverordnetenversammlung einstimmig zum Bürgermeister gewählt. M. hat das Bild der Kleinstadt Barby maßgeblich verändert. Während seiner Amtszeit ließ er das mittelalterliche Rathaus komplett umbauen, zwei neue Eigenheimsiedlungen entstehen, in denen überwiegend systemnahe Familie Einzug hielten, ein überdimensionales Kriegerdenkmal errichten, die Altstadt kanalisieren, Straßen befestigen und Grünflächen anlegen. Um billiges Baumaterial zu erhalten, ließ er dafür einen Teil der mittelalterlichen Stadtmauer abreißen. Motiviert wurden seine Handlungen u. a. durch den administrativ inszenierten nationalsozialistischen Wettbewerb “Zur Verschönerung unserer Städte”, der M. die Möglichkeit eröffnete, Barby als nationalsozialistisches Musterstädtchen darzustellen und sich selbst zu profilieren. So stellte er sein Verfahren, Fußwege durch mit Teer vergossene Holzscheiben zu befestigen, in Aufsätzen und Vorträgen der Öffentlichkeit vor. Diese Art der Befestigung hielt allerdings der Belastung nicht lange stand. Andererseits unterstützte er in seiner Tätigkeit als Bürgermeister und Propagandaleiter der Barbyer Ortsgruppe der NSDAP die Repression, Verfolgung und Vertreibung ehemaliger Angehöriger anderer Parteien, Andersdenkender sowie der wenigen jüdischen Menschen und protegierte Gleichgesinnte. Nach der Okkupation Polens wurde M. im Oktober 1939 zum Aufbau der Verwaltung in die ehemaligen deutschen Gebiete als Bürgermeister nach Neu-Oderberg/Oberschlesien abgeordnet. Obwohl er seine Versetzung als persönlichen Aufstieg ansah, gelang es ihm, im Zusammenspiel mit der Barbyer Stadtverwaltung und dem Landrat des Kreises Calbe Theodor Parisius, für den Fall seiner Rückkehr die frei werdende Bürgermeisterstelle ein Jahr nicht neu besetzen zu lassen.

Werke: Die Stadt Barby im Spiegel nationalsozialistischer Wirtschaftsführung, Ms. o. J. (StadtA Barby); Wie kann das Stadtbild einer Kleinstadt verschönt werden?, in: Heimatkalender für den Kreis Calbe 1935, 1934, 29–31; Barby. Entwicklung und Neuwerdung in den Jahren 1936 und 1937, in: ebd. 1938, 1937, 23–26; Das Barbyer Ehrenmal, in: ebd. 1939, 1938, 71–73 (Ms. StadtA Barby).

Literatur: Otto Saft, Das neue Rathaus zu Barby, in: Heimatkalender für den Kreis Calbe 1937, 1936, 149f.;  Vogt, Barby und Calbe erhielten eine neuzeitliche Wasserversorgung, in: ebd. 1938, 1937, 113–115; Schulz, Gemeindearbeit während der Kriegszeit, in: ebd. 1940, 1939, 27–29

Archivalien: LHASA: Rep. C 28 Ie Regierung Magdeburg Kommunalregistratur I Osterburg, Nr. 2084; Rep. C  28 Ie Regierung Magdeburg Kommunalregistratur I Barby, Nr. 249; Nr. 4205, Bl. 42f., 89f., 95f., 98–100; Rep. C 30 Landratsamt und Kreiskommunalverwaltung Calbe B, Nr. 93; Nr. 390, Bl. 259, 267, 268; Nr. 1059.

Andreas Radespiel

letzte Änderung: 28.02.2005