Kelle, Johannes
geb. 19.01.1897 Hörsingen/Kreis Neuhaldensleben,
gest. 17.12.1982 Hörsingen,
Holzbildhauer, Maler.

Als Sohn eines Lehrers, Malers und Organisten sollte K. ebenfalls diesen Beruf erlernen und begann nach Abschluß der Grundschule eine Lehrerausbildung in Haldensleben. Mit 16 Jahren ging er jedoch nach Hamburg, um zur See zu fahren. Sein sehr strenger Vater holte ihn zurück, willigte aber doch in die Pläne seines Sohnes ein. K. heuerte 1914 auf dem Segelschulschiff “Prinz Eitel-Friedrich” an und geriet bereits auf seiner ersten Fahrt in englische Kriegsgefangenschaft, die er bis 1918 auf der Insel Man (Irische See) verbrachte. Nach dem Ende des I. Weltkrieges besuchte K. die Kunstakademie in Dresden, die er aus finanziellen Gründen ohne Abschluß verließ. Nach Hörsingen zurückgekehrt, betätigte sich K. als Kunstmaler und gründete mit einem Partner auf dem elterlichen Grundstück eine “Anstreicherfirma”. 1927 malte er die Kirchen in Bregenstedt und Bartensleben aus. Seit 1928 war K. als selbständiger Holzbildhauer tätig, verkaufte Kleinkunstartikel und fertigte kunstvoll verzierte Wegweiser und Eingangstafeln aus Holz. In den 1930er Jahren knüpfte er Beziehungen zu Polit- und anderen Größen auf Bezirksebene (u. a. mit Kurt Brandes und Albert Hansen). Er erhielt jetzt größere Auftragswerke (Bauernstuben, Herrenzimmer) und fertigte u. a. 1935 das Eingangsportal der Weferlinger Apotheke. 1942 als Fahrer im Bereich Magdeburg zur Wehrmacht eingezogen, geriet er 1945 bei Hillersleben in Gefangenschaft, wurde nach Reinsberg (Süddeutschland) verbracht und dort nach Erkrankung in die Westzone entlassen. Mitte September 1945 kehrte er nach Hörsingen zurück und war hier ab 1946 landwirtschaftlich tätig. Nach Verlust der linken Hand durch einen Arbeitsunfall konnte K. nicht mehr als Bildhauer arbeiten, malte und fotografierte aber dennoch weiter. Seine Kunstartikel erlangten in seiner engeren Heimat große Bekanntheit.

Literatur: Flechtinger Anzeiger, November 1995.

Bildquelle: Kurt Buchmann, Flechtingen (privat).

Kurt Buchmann

letzte Änderung: 09.02.2005