Baensch-Drugulin, Egbert Johannes, Dr. phil. h.c.
geb. 24.06.1858 Magdeburg,
gest. 10.09.1945 Leipzig,
Buchdruckerei- und Schriftgießereibesitzer, Sächsischer Hofrat.

Der Sohn des Magdeburger Verlagsbuchhändlers  Emil B. besuchte Domgymnasium und Realschule in Magdeburg, erlernte 1876–79 den Buchhandel in der Hofbuchhandlung Friedrich Wagner in Braunschweig und den Buchdruck in C. Gröningers Hofdruckerei in Stuttgart und Metz. 1879, nach dem Tode des Onkels und Druckereibesitzers Wilhelm Eduard Drugulin in Leipzig, übernahm B. auf Wunsch der Witwe die Leitung der dortigen Firma Offizin Wilhelm Drugulin und wurde, nach einer kurzen Ausbildung in der Krebsschen Schriftgießerei in Frankfurt/ Main, 1880 deren Geschäftsführer. B. heiratete 1881 eine Tochter Drugulins, wurde 1882 Teilhaber des Unternehmens und nannte sich fortan B.-Drugulin. Die Firma prosperierte und konnte den international guten Ruf, den sie unter der Leitung seiner Vorgänger als Spezialdruckerei für wissenschaftliche Werke in nahezu allen orientalischen und okzidentalischen Sprachen errungen hatte, weiter ausbauen – vor allem wegen der um 1895 begonnenen Hinwendung zum buchkünstlerischen Qualitätsdruck. B. gehörte der Münchner Renaissance-Bewegung der 1870er und 1880er Jahre an und erwarb sich große Verdienste durch die Herausgeber des Monumentalwerkes “Marksteine aus der Weltliteratur in Originalschriften” im Jahre 1902. In der Druckerei wurden in hoher Qualität orientalische Schriften geschnitten und fremdsprachige Texte gesetzt, die selbst das Niveau der großen Staatsdruckereien übertrafen. B. spürte zudem alte Matrizen verschollener Druckschriften auf und brachte sie wieder zur Anwendung. Als erste Offizin der um 1895 erwachten Buchkunstbestrebungen in Deutschland druckte B. von 1895 bis 1900 die Zeitschrift Pan, von 1899 bis 1902 die Zeitschrift Die Insel und ab 1897 die Zeitschrift für Bücherfreunde, die von 1909 bis 1914 auch in den Verlag Wilhelm Drugulin kam. Er führte frühe Ausgaben des Insel-Verlages, der Verlage Schuster & Löffler, Eugen Diederichs, S. Fischer, Ernst Rowohlt (Drugulin-Drucke), Kurt Wolff u. a. aus. 1906 trat B.s Sohn Wilhelm B. in die Firma ein, wurde mit der Prokura betraut und später Verlagsleiter. Nach dem I. Weltkrieg geriet die Firma wegen der abgerissenen Auslandsverbindungen in wirtschaftliche Not und ging als Wilhelm Drugulin GmbH für kurze Zeit in den Besitz von Kurt Wolff und Erich Noether über. 1919 übernahm die D. Stempel AG mit Sitz in Frankfurt/Main die Schriftgießerei, während die Druckerei im gleichen Jahr von Peter Reinhold, dem Verleger des Leipziger Tageblatts, übernommen wurde. Auf Veranlassung Reinholds verschmolzen die Firma Wilhelm Drugulin GmbH und die Leipziger Druckerei von F. E. Haag 1928 zur Haag-Drugulin AG. 1930 ging diese in den Besitz von Koehler & Volckmer über. 1933–43 leitete Ernst Kellner, Gründer der Drugulin-Presse, das Unternehmen, das 1949 durch Enteignung in staatlichen Besitz überführt  (VEB) wurde. B., der um 1918 aus der Firma ausschied, engagierte sich bis zu seinem Tode weiter intensiv für das Buchgewerbe. Er war elf Jahre Vorsitzender des Deutsche Buchdrucker-Vereins, schuf dessen Unterstützungskasse und begründete 1898 die Leipziger Buchdrucker-Lehranstalt mit. Ab 1898 erschien unter seiner Mitwirkung die Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker und verwandte Gewerbe. Die Universität Heidelberg verlieh ihm 1903 den Ehrendoktortitel. B. war Vorstandsvorsitzender der Weimarer Gesellschaft der Bibliophilen und 1911 Gründungsmitglied der Maximilian-Gesellschaft.

Literatur: NDB 1, 522f.; Reichshdb 1, 53 (B); Georg Wenzel (Hg.), Deutsche Wirtschaftsführer, 1929; Wer ist’s 101935; Wilhelm Eduard B., Offizin W. Drugulin, Leipzig, in: Die Bücherstube 2, 1922/23, 100–102; Hermann Barge, Geschichte der Buchdruckerkunst, 1940, 432f.; Ariane Rieker u. a. (Hg.), Offizin Andersen Nexö. Die Firmengeschichte, 1995.

Bildquelle: *Institut für Publizistik der Freien Universität Berlin-Dahlem.

Werner Rummert

letzte Änderung: 01.02.2005