Zernial, Hugo Philipp,
Dr. med. |
Nach seiner Schulausbildung am Pädagogium des Klosters Unser Lieben Frauen in Magdeburg studierte der Sohn des Neuhaldensleber Kreisphysikus Z. Medizin, promovierte in Berlin mit der Arbeit “De resectione articuli pedis” (1867) zum Dr. med. und erlangte 1868 dort auch seine Approbation als Arzt. Er betrieb anschließend eine eigene Praxis in seiner Heimatstadt, für die er gleichzeitig ab 1874 als Armenarzt, ab 1875 als öffentlicher Impfarzt und ab 1883 auch als städtischer Krankenhausarzt und langjähriges Mitglied der Gesundheitskommission und Schuldeputation tätig war. Neben seiner ärztlichen Praxis galt sein Hauptinteresse der Musik. Er leitete 1872–92 den 1835 aus einem Familienmusizierkreis hervorgegangenen Zernial'schen Gesangverein, den er von seinem Vater übernahm. Der gemischte Chor, der 1903 135 aktive und passive Mitglieder zählte, war “eine geschlossene Gesellschaft zur Uebung und Unterhaltung in der Vocalmusik”. Der Zernial'sche Gesangverein belebte das kulturelle Leben der Stadt durch regelmäßige Konzerte, die vielfach auch für wohltätige Zwecke durchgeführt wurden. Z., der ein feines dichterisches und musikalisches Verständnis für Volkspoesie und Musik des Volkes besaß, schuf selbst Volkslieder und Volksliederspiele sowie Quartette für Streichinstrumente und Kompositionen für Violine und Klavier. Als sein Hauptwerk ist das Oratorium nach alten Volksliedern “Der Heiland” (1897) anzusehen, das 1904 in Neuhaldensleben uraufgeführt wurde. Neben zwei stadtgeschichtlichen Arbeiten publizierte er vielgelesene Erinnerungen an seine Schulzeit in Magdeburg unter dem Titel “Der Herr Probst und seine Leute” (1903).
Werke: Allerlei Halbvergessenes aus Stadt und Flur Neuhaldensleben, 1900; Aus der alten Stadt. Neuhaldensleber Erinnerungsbilder aus den 30er, 40er und 50er Jahren des 19. Jahrhunderts, 1902.
Literatur: Nachrufe, in: Neuhaldensleber Wochenblatt Nr. 44 und 46, 1906; N. N., Nachruf H. Z., in: Aus unseres Herrgotts Kanzlei. Evangelisches Gemeindeblatt für Magdeburg und Umgebung, Jg. 15, 1905/06, 399f.; N. N., H. Z., in: Aus alter Zeit, Nr. 8, 1929; Willi Koch, Bedeutende Haldensleber, in: Js. des Kreismuseums Haldensleben 4, 1963; Statuten des Zernial'schen Gesangvereins (Museum Haldensleben).
Bildquelle: *Museum Haldensleben.
Sieglinde Bandoly