Kalben, Heinrich-Detlof von
geb. 17.01.1898 Gardelegen,
gest. 18.12.1966 Lübeck,
Gauamtsleiter im Gau Magdeburg-Anhalt,
Landrat, Heimatgeschichtsforscher.

K., Sohn des Gutsbesitzers auf Vienau, Nähe Kalbe in der Altmark, erhielt auf dem väterlichen Gut Unterricht durch Hauslehrer, besuchte die Gymnasien in Brandenburg und Potsdam und trat seinen Militärdienst als Fahnenjunker im Ulanenregiment 16 “von Treffenfeld” in Salzwedel an. Nach der Kriegsteilnahme 1914–19 in Galizien und Frankreich als Oberleutnant entlassen, erhielt er 1919–22 seine landwirtschaftliche Ausbildung auf dem Gut Welle bei Stendal und bei einer Berliner Samenhandlung, war gleichzeitig Hörer an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und 1922–32 im väterlichen Saatzuchtbetrieb Vienau tätig. 1923–25 war K. Angehöriger der “Nationalsozialismus Freiheitsbewegung”, 1926–29 Mitglied der Deutsch-völkischen Freiheitspartei, wurde 1924–28 Gemeindevorsteher im Gutsbezirk Vienau sowie stellvertretender Bürgermeister und 1925–29 Mitglied des Landtages und des Provinzialausschusses der Provinz Sachsen. 1930 trat K. in die NSDAP ein, war ab Juli 1932 Parteibezirksleiter der Altmark, ab April 1932 gleichzeitig Listenführer der NSDAP im Wahlkreis Magdeburg und Mitglied der NSDAP-Fraktion im Preußischen Landtag, ab April 1933 bis Dezember 1933 Landtagspräsident des Sächsischen Provinziallandtages und Vorsitzender des Provinzialausschusses. Von Juli 1932 bis Dezember 1938 Gauinspektor I der NSDAP im Gau Magdeburg-Anhalt und NSDAP-Reichsredner, wurde K. in Nachfolge von Rudolf Trautmann ab 1939 im Range eines NSDAP-Bereichsleiters Gauamtsleiter für Kommunalpolitik im Gau Magdeburg-Anhalt und geriet in dieser Funktion in größere Auseinandersetzungen mit Gauleiter Friedrich Loeper. Zeitgleich war K. ab April 1933 kommissarisch, seit Ende 1933 bestätigter Landrat im Kreis Stendal und ab Februar 1937 Preußischer Provinzialrat und Oberführer des Deutschen Roten Kreuzes. K. war nicht Mitglied der SS oder SA. Von Dezember 1939 bis Oktober 1944 erfolgte sein Kriegseinsatz als Reserveoffizier, zuletzt im Range eines Oberst und Ehrenataman in der Kosakendivision von Pannwitz, an der Ostfront und in Frankreich. Ab November 1944 war K. vertretungsweise Regierungs-Präsident in Ansbach und rief hier zum bedingungslosen Kampf gegen die Alliierten auf. Nach erneuter Einberufung geriet er im April 1945 an der Front in Kärnten in englische Kriegsgefangenschaft. Im Juli 1945 erfolgte die Internierung im amerikanischen Internierungslager Neu-Ulm. 1947 als Kriegsbeschädigter bevorzugt entlassen, wurde K. im Entnazifizierungsverfahren durch die Spruchkammer Winsheim in die Kategorie IV als Mitläufer eingestuft. Begründet wurde dies durch K.s Konflikte mit anderen NSDAP-Gau- und Kreisleitern. Zudem sah man in ihm einen “enttäuschten und unglücklichen Idealisten” und “aufrechten Soldaten”. Nach der Entlassung aus der Internierung betätigte sich K. nicht mehr in der Kommunalpolitik. 1950 gehörte er zu den Mitbegründern des Schild-Verlages, der u. a. das Deutsche Soldatenjahrbuch und die Deutsche Soldatenzeitung, eine spätere Wurzel der heutigen Deutschen Volksunion (DVU), herausgab. 1952 gründete K. die Gesellschaft für Wehrkunde in München mit. Er hatte zudem seit 1955 Funktionen in der Landsmannschaft der Provinz Sachsen und Anhalt inne und beschäftigte sich als Heimatgeschichtsforscher mit altmärkischen Themen.

Werke: Sachsen-Anhalt Wissenswertes in Kürze, ca. 1959; Die Altmark. Wiege Brandenburg-Preußen. Bilder aus der Väter Land, 1959.

Literatur: Hans Woller, Gesellschaft und Politik in der amerikanischen Besatzungszone. Die Region Ansbach und Fürth, 1986, 40; Eckhard Hansen, Wohlfahrtspolitik im NS-Staat, 1991, 447f.; Peter Hou, H.-D. v.K. (1898–1966). Lebensbild eines engagierten Altmärkers, in: Aus der Altmark, 70. Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte zu Salzwedel e.V., 1994, 169–176 (B).

Gerald Christopeit