Loeper, Wilhelm Friedrich
geb. 13.10.1883 Schwerin,
gest. 23.10.1935 Dessau,
Offizier, Parteifunktionär.

L., Sohn eines Apothekers, trat 1903 nach dem Abitur am Gymnasium in Dessau als Fahnenjunker in das Pionierbataillon 2 Spandau ein, besuchte die Kriegsschule in Neiße, wurde 1904 Leutnant und nach verschiedenen Kommandos 1912 Oberleutnant. Darauf folgte seine Versetzung zum Pionierbataillon 4 Magdeburg. 1913 wurde L. Führer des Scheinwerferzuges im Pionierbataillon 4. Während des I. Weltkrieges 1914–18 als Hauptmann und Kompaniechef des Pionierbataillons 19 an der Westfront wurde er mehrfach verwundet und erhielt 1915 das Eiserne Kreuz I und das Magdeburgische Militärverdienstkreuz I. Klasse. 1919–20 war L. Freikorpsführer im Baltikum und Ruhrgebiet und an der Niederschlagung des Spartakusaufstandes beteiligt. Bei der Reichswehrgründung als Kompaniechef im Pionierbataillon 2 eingesetzt, war er 1923 Lehrer an der Pionierschule in München. Hier hatte L. erste Kontakte zu Adolf Hitler und zur NSDAP, beteiligte sich am Putschversuch vom 09.11.1923 und wollte die Pionierschule Hitler unterstellen. 1924 wegen Teilnahme am Hitlerputsch aus der Reichswehr entlassen, folgte 1924 die Übersiedlung nach Dessau und die Übernahme der Ortsgruppe der NSDAP. Seit 1925 Mitglied dieser Partei, wurde L. Geschäftsführer des Gaues und 1927 Gauleiter von Magdeburg-Anhalt als Nachfolger von Hermann Schmischke (1925–27 Gauleiter des Gaues Anhalt, später Leiter des Gauamtes für Volksgesundheit Magdeburg-Anhalt). Die Zugehörigkeit der Ortsgruppen der NSDAP in Magdeburg und Umgebung waren seit 1925 Streitpunkt zwischen dem Gauleiter des Gaues Elbe und Havel, Alois Bachschmidt, dem Gauleiter des Gaues Halle-Merseburg, Walter Ernst, und dem dubiosen “Gauführer des Harzgaues” Ludwig Viereck. Der Gau Anhalt-Provinz Sachsen Nord entstand am 01.10.1926 durch Zusammenlegung der Gaue Elbe und Havel. Bachschmidt trat am 26.10.1926 als Mitglied der Ortgruppe aus der NSDAP aus. Zur Gauhauptstadt wurde Dessau bestimmt, da hier bereits am 03.09.1923 eine Ortsgruppe der NSDAP entstanden war. Unter L. wurde von Dessau aus die nationalsozialistische Bewegung in der Provinz Sachsen und Anhalt aufgebaut. Seit 1928 war L. Mitglied des Anhaltinischen Landtages, seit 1930 Reichstagsabgeordneter der NSDAP, Wahlkreis 10 Magdeburg, Herausgeber des Trommlers und Personalamtschef der NSDAP. L. richtete 1932 im Schloß Großkühnau bei Dessau die erste Stammabteilung und Führerschule des Reichsarbeitsdienstes (RAD) ein. Bereits 1932 erhielt Anhalt eine nationalsozialistische Regierung. 1932 erfolgte die Ernennung L.s zum Landesinspekteur der NSDAP für Mitteldeutschland-Brandenburg. Bis zur Aufhebung der Landesinspektion im gleichen Jahre fungierte sein Stellvertreter Paul Hoffmann als Gauleiter. Hoffmann legte als Gaugeschäftsführer und Bürgermeister von Dessau jedoch auf Grund von Differenzen mit L. alle Ämter nieder. 1933 wurde L. Reichsstatthalter in Braunschweig und Anhalt mit Sitz in Dessau. Er bekämpfte schon früh das Bauhaus – “wie das Bauhaus nach Jerusalem gehört und nicht nach Dessau” (Brief vom 11.03.1930, vgl. Ihlenburg, 1937, 155) – und hatte entscheidenden Anteil an dessen Zerschlagung. 1934 wurde L. SS-Ehrengruppenführer und Gauehrenführer des RAD sowie 1935 Mitglied der Akademie für Deutsches Recht. L. verstarb an Halskrebs. Er wurde im Napoleonturm in Mildensee bei Dessau beigesetzt. Nach L.s Tod übernahm dessen Stellvertreter Joachim Eggeling (später Gauleiter Halle-Merseburg) das Amt. Am 20.04.1937 trat Rudolf Jordan, bisher Gauleiter in Halle-Merseburg, an dessen Stelle. L. erhielt 1933 die Ehrenbürgerschaft von Magdeburg, sie wurde 1946 aberkannt.

Literatur: Fritz Ihlenburg (Hg.), Volk und Kultur im Gau Magdeburg-Anhalt, 1937; Karl Höffkes, Hitlers politische Generale. Die Gauleiter des Dritten Reiches. 1997, 230–232 (B); Hermann Weiß, Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, 1998, 304.

Gerald Christopeit

letzte Änderung: 28.02.2005