Fischer, Ernst
Ps.: Marcel Palotti
geb. 10.04.1900 Magdeburg,
gest. 10.07.1975 Locarno (Schweiz),
Komponist, Pianist, Dirigent.

Der in Magdeburg aufgewachsene, musikalisch talentierte F. wurde 16jährig von seinen Eltern nach Frankfurt/Main an das Hochsche Konservatorium geschickt, wo er u. a. Schüler von Bernhard Sekles und Waldemar von Bausznern war. Einer Ausbildung zum Konzertpianisten bei Rudolf Breithaupt am Sternschen Konservatorium in Berlin 1919–22 schlossen sich Reisen mit klassisch-romantischen Klavierprogrammen an. Ab 1926 komponierte er Begleitmusik für Stummfilme, sogenannte “Kinotheken”, spielte in Berliner Filmpalästen auf Kinoorgeln, und auf Odeon-Schallplatten erschienen unter seinem Pseudonym auf der Welteorgel gespielte populäre Musikstücke. Ab 1933 komponierte F. Klaviermusik im zeittypischen Novelty-Stil und Foxtrotts in der Nachfolge amerikanischen Ragtimes. Die Orchester Otto Dobrindt und Hans Bund verbreiteten im Berliner Rundfunk seine für die Verlage Heinrichshofen, Birnbach und Schott arrangierten Klavierstücke für Salonorchester. Die 1937 geschriebene Orchestersuite “Südlich der Alpen” – eine viersätzige Programmusik – ist bis heute F.s nachhaltigster Erfolg. 1942 wurde F. als Arrangeur und Komponist für das Deutsche Tanz- und Unterhaltungsorchester dienstverpflichtet. 1946 zog er von Berlin nach Köln und begann als freier Mitarbeiter beim Nordwestdeutschen Rundfunk. Ab 1948 hatte F. Erfolge als Schlagerkomponist mit dem Texter Kurt Feltz. Seinem Umzug nach Nußdorf am Bodensee 1950 folgten eine Tätigkeit als Berater beim Holzschuh-Verlag Ravensburg und die Operette “Das Land ohne Musik” (1950) in der Funkfassung Stuttgart. 1964 verlagerte er seinen Wohnsitz abermals und siedelte in die Schweiz nach Ascona über. Infolge grundlegender Änderung des Musikgeschmacks geriet F.s Musik in Vergessenheit. F. zählt zu den wichtigsten Repräsentanten der gehobenen deutschen Unterhaltungsmusik zwischen 1930 und 1960. Schwerpunkte bilden 70 Stücke für ein und zwei Klaviere, 21 Orchestersuiten und sechs Chorzyklen. Sein Stil ist tänzerisch-rhythmisch, vom Jazz beeinflußt. Jede Komposition beruht auf einem charakteristischen rhythmisch-melodischen Motiv. Durch jüngste CD-Einspielungen erfolgte eine Wiederentdeckung F.s. Seit 1981 schreiben eine Stiftung der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) und Deutschland-Radio den E.-F.-Kompositionswettbewerb aus.

Werke: s. o.

Literatur: GEMA-Stiftung (Hg.), E. F. Werkverzeichnis, zusammengestellt von Reto Parolari, 1997; E.-F.-Archiv, Hans Schubert, Coburg.

Bildquelle: *Telemann-Zentrum Magdeburg.

Hans-Walter Berg