Wulffen, Carl von
geb. 01.12.1785 Wuticke bei Kyritz,
gest. 23.04.1853 Pietzpuhl/Jerichower Land,
Landwirt, Rittergutsbesitzer.

Der Sohn des Besitzers des Rittergutes Wuticke trat 1800 als Junker in das Potsdamer Regiment “König” ein, avancierte bald zum Lieutenant und nahm an den Kämpfen der preußischen Armee gegen Napoleon teil. 1806 wechselte er als Eleve auf das väterliche Gut Grabow im Kreis Jerichow I, nahe Pietzpuhl, das ebenfalls seinem Vater gehörte. Durch das Kriegsgeschehen waren die Güter heruntergekommen. W. ging bis 1810 an die von Albrecht Thaer, dem Reformer der deutschen Landwirtschaft, gegründeten landwirtschaftlichen Akademie in Möglin im Oderbruch, ließ sich dann aus dem Militär verabschieden und unternahm eine landwirtschaftliche Bildungsreise durch Süddeutschland, die Schweiz und Südfrankreich, von der er Anregungen zur Verbesserung der sandigen Böden, die für seine Heimat bis in den höchsten Norden Deutschlands charakteristisch waren, mitbrachte. Nach nochmaliger Teilnahme an den Kämpfen gegen Napoleon kehrte er nach 1815 auf Gut Grabow zurück, übernahm Pietzpuhl 1818 erst in Pacht und 1828 in Besitz und betrieb hier, mit Soldaten seiner Kompanie und bis an sein Ende in militärischer Ordnung, die Landwirtschaft nach wissenschaftlichen Erkenntnissen und Methoden und mit neuer Systematik. Er begann, die Wirtschaftssysteme nach den wechselnden Bodenklassen einzuteilen, mit der Einführung der Gründüngung durch den Lupinenanbau in Fruchtfolge, der Befestigung der leichten Böden mit Schafschwingel als Weideflächen und durch die Mergelung der leichten Sandböden die Bodenqualität, u. a. auch für den Kartoffel- und Luzerneanbau, zu verbessern, und erreichte auf diese Weise hohe Ernteerträge. Er beschäftigte sich außerdem vorrangig mit der Statik des Landbaus, die sich in den Bedingungen zur Erhaltung des Gleichgewichts zwischen den Ernten und der notwendigen Menge der Nahrungszufuhr in den Boden und die damit verbundene künftige Fruchtbarkeit ausdrückte. Dazu hatte er, auch in Abwandlung zu Forschungsergebnissen von Thaer, Beiträge veröffentlicht, die dieser dahingehend beurteilte, daß sie dem Verfasser ein unsterbliches Verdienst um die Theorie des Ackerbaus gäben. Durch das Wirken W.s änderte sich das Landschaftsbild um Pietzpuhl in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts grundlegend. Die öden Heideflächen, auf denen ungehindert Manöver stattfinden konnten, verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Wald. W. verwirklichte seinen Plan, von der Peripherie des Besitztums aus nach dessen Zentrum, den Gutsgebäuden, einen allmählichen Übergang von Wald zu Feld, von diesen zu Garten- und Parkanlagen zu schaffen. Er fand auch Wasser, was u. a. den Anbau edler Gehölze ermöglichte. Pietzpuhl wurde seitdem ein Vorzeigegut für Besucher aus ganz Norddeutschland. W. war 1842–50 aktives Mitglied des Landes-Oekonomie-Collegiums, das die preußische Landwirtschaft fördern sollte. Theodor Fontane bezeichnete W. als den “vielleicht hervorragendsten und geistesvollsten unter allen Schülern Thaers”. Am Bronze-Denkmal für Thaer in Berlin ist W. auf einem Sockelrelief in der Mitte der linken Männergruppe dargestellt, wie er seinem Lehrer eine Lupine überreicht.

Werke: Versuch einer Theorie über das Verhältnis der Aernten zu dem Vermögen und der Kraft des Bodens, über seine Bereicherung und Erschöpfung, 1815; Entwurf einer Methodik zur Berechnung der Feldsysteme, 1847.

Literatur: Rudolf Stadelmann, C. v.W. Ein Cultur- und Charakterbild, 1863; Sibylle Badstübner-Gröger (Hg.), Pietzpuhl (Reihe Schlösser und Gärten in Sachsen-Anhalt, veröffentlicht für den Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark in der Deutschen Gesellschaft e.V)., 1997.

Axel Thiem