Pieschel, Carl August Gottfried
geb. 28.07.1751 Magdeburg,
gest. 05.04.1821 London,
Kaufmann, Stifter.

P. erlernte in Magdeburg den Beruf eines Kaufmanns, ging aber um 1790 nach London, wo er seine kaufmännischen Fähigkeiten besser als in Preußen entfalten konnte und sich fortan Charles P. nannte. Im Laufe seiner 30jährigen Tätigkeit in London hatte er ein beträchtliches Vermögen erworben. Durch Geldanlagen in der Londoner Dock Company, in Fonds der Junction Canal Company, in Versicherungen und Grundbesitz erreichte er hohe Renditen. In seinen letztwilligen Verfügungen vom 26.10.1820 und 01.04.1821 setzte er zur Gründung und fortdauernden Erhaltung einer Erziehungs- und Verpflegungsanstalt für arme Kinder beiderlei Geschlechts aus Magdeburg oder deren Nachbarschaft gebürtig eine Summe von 33.333 Pfund Sterling aus. Mit der Errichtung der Stiftung wurden die beiden Neffen, der Amtsrat in Calbe, Christoph Dietrich P., und der Magdeburger Kaufmann Carl Friedrich P., später in Altenplathow ansässig und ab Ostern 1831 zum ersten Vorsteher der Anstalt benannt, beauftragt. Das Kapital war so bemessen, daß jährlich 1.000 Pfund Zinsen aufliefen. Drei Jahre nach seinem Tode sollte erstmalig mit der Summe von 3.000 Pfund der Bau eines Waisenhauses beginnen. Die Wahl fiel auf die Stadt Burg. Nach dem Erwerb eines Grundstückes in der Berliner Straße im Jahre 1828 konnte nach dem Willen des Erblassers mit der Errichtung des Gebäudes begonnen werden. Ostern 1831 wurde die Anstalt eröffnet und am 04.07. desselben Jahres feierlich eingeweiht. Die Zahl der Zöglinge betrug bei Eröffnung der Anstalt 48 Knaben und 12 Mädchen. In der Pieschel’schen Erziehungsanstalt waren bis 1922 1.600 Waisenkinder untergebracht. Die Inflation vernichtete diese Stiftung, und das Waisenhaus wurde geschlossen. Der klassizistische Bau ist noch heute vorhanden.

Literatur: Oppermann, Das Armenwesen und die milden Stiftungen in Magdeburg, 1821, 173–175; ders., Nachricht über die milden Stiftungen in Magdeburg, 1831–1840 umfassend, 1842, 28f.; Gustav Fritz, Chronik von Burg, 1851, 203–212 (*B).

Paul Nüchterlein