Lippold (-Brockdorff), Eva,
geb. Rutkowski
geb. 15.04.1909 Magdeburg,
gest. 12.06.1994 Zossen,
Widerstandskämpferin, Schriftstellerin.

Die Tochter eines Zimmermanns und einer Büglerin verlebte ihre Jugendzeit in Magdeburg und trat 1921 in die Arbeiterjugendbewegung ein. Nach einer kaufmännischen Lehre arbeitete sie vier Jahre als Stenotypistin in Magdeburg, dann war sie arbeitslos. 1927 wurde sie Mitglied der KPD, leistete 1933 zunächst in Magdeburg, dann in Berlin illegale Widerstandsarbeit und wurde 1934 verhaftet. Von 1935 bis 1943 war sie in den Zuchthäusern Jauer und Waldheim eingekerkert, davon vier Jahre in Einzelhaft. 1943 wurde sie zur Zwangsarbeit in einem Rüstungsbetrieb verpflichtet und war wieder im illegalen Widerstand tätig. 1944 kam die erneute Verhaftung. Noch 1945 wurde ihr Lebensgefährte Hermann Danz (Mitglied der illegalen Bezirksleitung Magdeburg der KPD) hingerichtet. Nach dem Krieg übernahm L. in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. DDR kulturpolitische Aufgaben, u. a. als Parteisekretärin im Schriftstellerverband, und wirkte in Berlin als Herausgeberin, Nachdichterin sowie Kritikerin. Sie heiratete 1948 den Kunstwissenschaftler Cay-Hugo Graf von Brockdorff und lebte mit ihm in Zossen bei Berlin. 1950 wurde sie freischaffende Schriftstellerin. Die Erfahrungen des antifaschistischen Widerstands und der langen Haftjahre sowie den Verlust des über alles geliebten ersten Lebensgefährten hat L. mehrfach literarisch gestaltet, vor allem in der bekannten Romantrilogie “Das Haus der schweren Tore” (s.u.), aber auch in Gedichten, Erzählungen und Briefpublikationen (z. B. “Briefe aus der Nacht”, in: Neue Deutsche Literatur 32, H. 3, 1984, 5–27). Ihr Anliegen bestand dabei vor allem in der Mitteilung der ganz persönlichen Konflikte und Empfindungen derer, die solch schweres Schicksal auf sich nahmen, ohne aus ihnen “papierene Helden” zu machen. Die Trilogie hatte großen Erfolg beim Publikum, und L. war einige Jahre sehr bekannt in der literarischen Öffentlichkeit. 1975 bekam L. den Kunstpreis des FDGB für Literatur verliehen. Nach den ersten zwei Romanen entstand 1980 der seinerzeit vielbeachtete DEFA-Film “Die Verlobte” von Günter Reisch und Günther Rücker, mit Jutta Wachowiak in der Hauptrolle. Gemeinsam mit den Filmschöpfern erhielt L. den Nationalpreis I. Klasse für Kunst und Literatur verliehen.

Werke: (Hg.) Erkämpft das Menschenrecht. Briefe und Lebensbilder antifaschistischer Widerstandskämpfer 1950; Lincolns letzte Reise. Requiem (Nachdichtung), 1959; (Hg.) Ich höre Amerika singen. Amerikanische Volkslieder (Nachdichtung), 1962; Romantrilogie: Haus der schweren Tore, 1971; Leben, wo gestorben wird, 1974; Die Fremde, 1981. 

Literatur: Hdb SBZ/DDR, 485; Maria Wetzel, Von Büchern, die erschüttern und gleichzeitig Mut machen. Gespräch mit E. L. über ihre Romantrilogie “Haus der schweren Tore”, in: Neues Deutschland vom 03.12.1980; Kurt Böttcher (Hg.), Romanführer A-Z, Bd. 2/2, 51986, 45–47; Werner Neubert, Kampf gegen Faschismus prägte ihr Werk, in: Neues Deutschland vom 15./16.04.1989, 4; Bibliographische Kalenderblätter der Berliner Stadt-Bibliothek 31, F. 4, April 1989, 9–15 (W, B).

Dagmar Ende

letzte Änderung: 28.02.2005