Alvensleben, Friedrich Johann Graf von
geb. 09.04.1836 in Erxleben,
gest. 16.09.1913 Erxleben,
Jurist, Diplomat.

Der Sohn des Ludolf Friedrich Ferdinand Graf v.A. bezog nach anfänglichem Privatunterricht im Hause seines Vaters bis 1854 das Pädagogium in Halle, studierte bis 1858 Jura an den Universitäten Bonn und Berlin und trat danach als Auskultator in den Staatsdienst ein. 1861 wechselte er in den diplomatischen Dienst und war zunächst als Attaché in Brüssel und ab 1863 als Legationssekretär bei den Gesandtschaften in München, Stuttgart und Dresden tätig. Die Jahre 1872–75 fanden ihn als Botschaftsrat am Zarenhof in St. Petersburg. 1876 wurde er Generalkonsul in Bukarest, danach preußischer Gesandter in Darmstadt (1879), Den Haag (1882), Washington (1884) und Brüssel (1886–1900). Kaiser Friedrich III. ernannte ihn zum Wirklich Geheimen Rat mit dem Titel Exzellenz. Schon 1873 war er Königlich Preußischer Kammerherr geworden. Nach dem Urteil des Reichskanzlers Otto von Bismarck war er einer seiner fähigsten Mitarbeiter. 1890 schlug ihn deshalb der aus dem Amt scheidende Bismarck mit Einwilligung des Kaisers zum Staatssekretär im Auswärtigen Amt vor. Diese Berufung lehnte A. jedoch mit Rücksicht auf seine angegriffene Gesundheit ab. Höhepunkt seiner diplomatischen Laufbahn wurde 1900–05 seine Tätigkeit als Botschafter in St. Petersburg. Im Oktober 1905 wurde er unter Verleihung des Schwarzen Adler-Ordens und des Großkreuzes des Roten Adler-Ordens, der höchsten Auszeichnungen der Monarchie, auf seinen Wunsch hin aus dem Staatsdienst entlassen und widmete sich danach ganz der Bewirtschaftung seiner Güter Erxleben I und Eimersleben, die ihm durch Los zugefallen waren. 1906 wurde A. als lebenslängliches Mitglied ins Preußische Herrenhaus berufen.

Literatur: NDB 1, 232 (L); Hellmut Kretzschmar, Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlechte v.A. seit 1800, 1930, 10–12; Werner Frauendienst, F.-J. Graf v.A.-Erxleben der Deutsche. Botschafter in Petersburg während des Russisch-Japanischen Krieges. Eine biographische Skizze zum Gedenken an seinen 100. Geburtstag, 1936 (B).

Bildquelle: *Familienarchiv v.A., Hamburg (privat).

Rudolf Peisker