Daub, Philipp
Ps.: Ph. Horn
geb. 21.01.1896 Burbach bei Saarbrücken,
gest. 14.07.1976 Berlin,
Metallarbeiter, Partei- und Gewerkschaftsfunktionär, Kommunalpolitiker,
Oberbürgermeister in Magdeburg.

Der aus einer Arbeiterfamilie stammende D. wurde nach der Volksschule Metallhilfsarbeiter und absolvierte 1912–15 an einer Technischen Fachschule die Ausbildung zum Maschinenschlosser. Von 1916 bis 1918 Soldat, wurde D. 1918 Mitglied der USPD und der Gewerkschaft, trat 1921 zur KPD über und arbeitete als Gewerkschaftsfunktionär sowie 1924–31 als Stadtverordneter der KPD in Saarbrücken. 1928–31 war er gleichzeitig Politischer Leiter des KPD-Bezirks Saar, ab 1931 des Bezirks Hessen. Hier 1931 wegen Verstoßes gegen die Parteilinie abgesetzt, wurde er Instrukteur des Zentralkomitees der KPD für das ehemalige Reichsgebiet und 1932 Mitglied des Reichstages für das Ruhrgebiet. 1933 war D. Mitglied der illegalen Landesleitung der KPD und Leiter des Bezirks Mitte (Magdeburg, Halle, Thüringen und Sachsen). Er soll in dieser Funktion auch in Magdeburg gearbeitet haben. 1935 emigrierte D. nach Frankreich, leitete von dort aus die illegale Arbeit im Ruhrgebiet. 1936 übernahm er die Funktion des Auslandsleiters der Roten Hilfe in Paris, wurde bei Kriegsausbruch in Le Vernet interniert und emigrierte 1941 in die USA. Nach seiner Rückkehr 1946 in die Sowjetische Besatzungszone wurde D. erneut Mitglied der KPD, dann der SED. Er gehörte zum Kreis der “Westemigranten” um Paul Merker und Rudolf Engel innerhalb der KPD/ SED. Unter dem Präsidenten der Zentralverwaltung für Umsiedler, Paul Merker, war D. seit Anfang 1947 als Vizepräsident dieser Behörde mit der Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen in der Sowjetischen Besatzungszone betraut. Er leitete ab März 1948 die einflußreiche Abteilung Personalpolitik des Zentralsekretariats der SED. Ab 01.07.1950 wurde D. als Leiter dieser Abteilung im Zuge der “Noel-Field-Affäre”, die eine Entmachtung der “Westemigranten” zur Folge hatte, von seiner Funktion entbunden und “als Magdeburger Oberbürgermeister alsbald in die Provinz und den ‚politischen Vorruhestand‘ versetzt” (vgl. Schwartz, 130). D. war als Nachfolger von Rudolf Eberhard von 1950 bis 1961 Oberbürgermeister der Stadt Magdeburg. Er legte am 01.05.1951 den Grundstein für den Neuaufbau des Breiten Wegs. In seine Amtszeit fiel die Umgestaltung des Magdeburger Stadtzentrums, verbunden mit der Sprengung und Beseitigung von vielen Überresten des alten Magdeburg (Ulrichskirche, Heiliggeistkirche). Als Vorsitzender des Rechts- und Verfassungsausschusses des Landtages von Sachsen-Anhalt 1952 war D. maßgeblich an der Auflösung des Landes und der Bildung der Bezirke Magdeburg und Halle beteiligt. 1961–64 war er der erste Präsident der Liga für Völkerfreundschaft der DDR. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 1965 den Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Gold und 1966 den Karl-Marx-Orden. Die polytechnische Oberschule Magdeburg am Westring führte 1978–91 seinen Namen.

Literatur: Hdb SBZ/DDR, 113f.; Bio Hdb Emigr 1, 123; Wer war wer DDR, 143f.; Andreas Herbst/Gerd Rüdiger Stephan/Jürgen Winkler (Hg.), Die SED. Geschichte, Organisation, Politik. Ein Hdb. 1997, 929; Michael Schwartz, Apparate und Kurswechsel. Zur institutionellen und personellen Dynamik von “Umsiedler”-Vertriebenenpolitik der Einheitspartei im ersten Nachkriegsjahrzehnt, in: Dierk Hoffmann/Michael Schwartz (Hg.), Geglückte Integration?, 1999, 111–130.

Bildquelle: *StadtA Magdeburg.

Gerald Christopeit

geändert: 09.06.2004