Finzenhagen, Ludwig
Hermann Otto |
F. erhielt den ersten Musikunterricht bei seinem Vater, dem Organisten der Jacobikirche Hermann F., und besuchte das Gymnasium am Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg. 1881–85 studierte er am Königlichen akademischen Institut für Kirchenmusik in Berlin, hörte daneben an der dortigen Universität Vorlesungen über Kontrapunkt und Musikgeschichte. Nach kurzer Tätigkeit als Klavierlehrer in Magdeburg war er 1886–90 Kantor am Dom zu Marienwerder (Kwidzyn)/Westpreußen. 1891 bewarb er sich um die Organistenstelle der Wallonisch-Reformierten Gemeinde in Magdeburg. Er hat diesen Dienst in großer Treue 40 Jahre lang ausgeübt. Daneben war er als Komponist und Musiklehrer tätig, auch als Konzertorganist u. a. in Göttingen und Braunschweig. Er war “Titular-Mitglied” der Académie des artistes musiciens de Province in Carcassone (Frankreich), Inhaber eines Diploms und einer Bronzemedaille mit blau-weiß-rotem Band der Nouvelles Annales sowie eines Diploms der Zeitschrift für Kunst und Wissenschaft Revue Française in Paris. Seit 1919 verheiratet mit der Witwe Agnes Margarethe Hedwig Schröder, wurde F. von diesem Zeitpunkt an als Mitglied der Wallonisch-Reformierten Gemeinde geführt. Gotthold Frotscher bezeichnet F.s gekoppelte Bearbeitung des Deutschland-Liedes mit “Lobe den Herren” als typisch für den Niedergang der choralgebundenen Orgelmusik. Im Lexikon von Erich H. Müller werden beide getrennt als Orgelkompositionen aufgeführt. F. hatte offenbar eine Neigung für die französische Musik seiner Zeit. Orgel- und Klavierwerke wurden auch in Frankreich verlegt. Dagegen scheint er in Magdeburg eher eine bescheidene Rolle gespielt zu haben. Die Magdeburgische Zeitung stellte 1931 lediglich fest, daß der bekannte Organist F. verstorben sei.
Werke: Orgel- und Klavierkompositionen, Lieder für Singstimme und Klavier; Osterkantate (UA 1918 Magdeburg); Reformationskantate (UA 1925 Baden-Baden); Passionskantate; Chorsätze.
Literatur: Friedrich Jansa (Hg.), Deutsche Tonkünstler und Musiker in Wort und Bild 21911; Erich H. Müller (Hg.), Deutsches Musiker-Lexikon, 1929; Gotthold Frotscher, Geschichte des Orgelspiels, Bd. 2, 1935, 1210.
Johannes Fischer
letzte Änderung: 19.08.2004