Böckelmann, Gottfried Andreas
geb. 19.04.1802 Salbke bei Magdeburg,
gest. 13.09.1870 Kleinottersleben,
Ritterguts- und Fabrikbesitzer.

B. war der Sohn des Landwirts Johann Sebastian B. und dessen Frau Elisabeth, geb. Cuno, der sich nach der Hochzeit 1799, seiner Frau folgend, in Kleinottersleben ansiedelte und sehr erfolgreich Zuckerrübenanbau betrieb. Nach der Errichtung eines eigenen Hauses auf dem B.schen Hof Lüttgenottersleben Nr. 8, dessen Anker am Giebel er stolz mit dem Kürzel seiner Anfangsbuchstaben “GAB 1830” schmückte, und weiterer Mitarbeit auf dem väterlichen Gut gründete B. 1835 mit seinem Schwager Johann Christian Köhne und dessen Bruder Wilhelm Julius die siebente Zuckerfabrik in Deutschland. Zum Kochen des Rübensafts zu Zucker wurde das dafür benötigte Buchenholz mit Pferdegespannen aus der Letzlinger Heide herangeschafft. Auf die gleiche Weise ließ B. Zuckerrüben aus Frankreich holen, um damit die zwar größere, aber zuckerärmere deutsche Rübe zu veredeln. Später wurden die Rüben-Zuchtstämme wegen Rübenmüdigkeit der Felder an  Matthias Christian Rabbethge und Adolf Julius Giesecke verkauft, die damit die Kleinwanzleber Saatzucht aufbauten. B.s zweite Frau Sophie, geb. Schliephake, aus Etgersleben, eine sehr praktisch denkende Frau, entdeckte den Futterwert der ausgepreßten Rübenschnitzel für das Vieh. Gegen die Skepsis ihres Mannes begann sie, selbst zwei Reihen Kühe mit den im Garten eingesäuerten Schnitzeln zu füttern. Die damit erzielten Ergebnisse in der Viehwirtschaft, ein höherer Milchertrag und eine bessere Fleischqualität, veranlaßten B. schließlich zum Bau großer Silos auf dem Fabrikhof. Als während der weiteren Industrialisierung der Region die Eisenbahn fern von Ottersleben projektiert wurde, ließ das Unternehmen Gebrüder Köhne & Böckelmann die Zuckerfabrik schließen (1875). Aus dem späteren Abbruch der Fabrik wurden bei Magdeburg die ersten Häuser der “Lindenhofsiedlung” errichtet. B., der einen beispielhaften und erfolgreichen Lebensweg vom “Ackergutsbesitzer und Schöppen” (Hochzeitsurkunde) zum Ritterguts- und Fabrikbesitzer beschritt, war stets Vorbild für die nachfolgenden Generationen erfolgreicher Landwirte, deren Tradition durch Vertreibung auf Grund des Bodenreformgesetzes der Provinz Sachsen-Anhalt zu Silvester 1945 beendet wurde. Große Teile des Hofes sind noch heute erhalten und werden gegenwärtig vom Deutschen Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein (DEKRA)) genutzt.

Bildquelle: *Gottfried B., Hildesheim (privat).

Horst-Günther Heinicke