Lubranschik (Lubrani), Herbert
geb. 21.02.1902 Schönebeck,
gest. 28.11.1986 Nahariya (Israel),
Kaufmann, Landwirt.

L. wuchs in seinem Elternhaus in Salzelmen, Pfännerstraße 44, als Halbwaise mit seiner jüngeren Schwester Fridel auf. Der Vater, Joseph L., war Textilkaufmann und starb Ende 1914 an den Folgen einer Kriegsverletzung. Nach vierjähriger Volksschulzeit besuchte L. das Realgymnasium in Schönebeck bis zur Obersekunda 1919. Anschließend absolvierte er eine dreijährige Lehre als Kaufmann und arbeitete danach einige Jahre in leitender Stellung im Kaufhaus Hermann Tietz in Berlin. Ab 1920 war er Mitglied der SPD in Schönebeck. Während der Weimarer Republik erwarb er sich als führender Sozialdemokrat im Kampf um Demokratie und sozialen Fortschritt sowie gegen den aufkommenden Nationalsozialismus in Wort und Schrift große Verdienste. L., in dieser Zeit mit Nomi Rubel verheiratet (1928–35), war als Versammlungsredner der SPD bei den Nationalsozialisten gefürchtet. Schon 1934 exilierte er als aktiver Antifaschist, als rassisch und politisch Verfolgter aus seiner Heimatstadt, aus Nazi-Deutschland. Über Prag emigrierte er nach Palästina. Mit seiner zweiten Frau Hilde – sie war ihm 1937 aus Magdeburg, wo sie in der jüdischen Wohlfahrtspflege tätig war, gefolgt – und ihren drei Kindern lebte er nördlich von Haifa in Nahariya als Siedler und Landwirt. Mit der Proklamierung des Staates Israel 1948 und in der Zeit der sozialdemokratischen Regierung David Ben – Gurions (1948–1963) galten seine Aktivitäten der Sozialarbeit sowie der Haganah, dem Vorläufer der Armee Israels. Seine unermüdliche Aufbauarbeit war darauf gerichtet, Nahariya zur “Perle des Galil” für den Fremdenverkehr zu machen. Zum 80. Geburtstag wurde ihm für seine Leistungen der Ehrentitel “Jakir-Ha-ir” verliehen. Hohe Anerkennung fanden seine langjährige Arbeit als Präsident der Leo-Baeck-Loge im Orden B’nai-B’rith in der Region, für das von ihm gegründete und geleitete Schulorchester der Chaim-Weizmann-Schule sowie andere ausgeübte Ehrenämter. Im In- und Ausland wurde er zu einem bekannten sachkundigen Philatelisten mit kompletten Sammlungen des Staates Israel, der International Labour Office (ILO) und von Nobelpreisträgern.

Literatur: Günter Kuntze, Juden in Schönebeck, 1990, 45, 47f., 50, 68f.

Bildquelle: *ebd.

Günter Kuntze