Wartensleben, Ludwig Hermann Alexander Graf von, Dr. theol. h.c.
geb. 07.07.1831 Berlin,
gest. 01.09.1926 Rogäsen/Kreis Jerichow II,
Rittergutsbesitzer, Landrat, Politiker, Wirklicher Geheimer Rat.

W., vierter Sohn des preußischen Kammerherrn und Generalleutnants Gustav Graf v.W. auf Carow und Bruder des  Hermann Graf v.W., schlug, der Familientradition entsprechend, nach dem Abitur an der Ritterakademie Brandenburg eine militärische Laufbahn ein. 1849 trat W. als Fahnenjunker in das 1. Garde-Regiment zu Fuß ein, wurde mit 19 Jahren Sekondeleutnant und wechselte 1860 zum 3. Garde-Regiment nach Stettin. W. wurde 1862 zum Hauptmann befördert und nahm 1864 an der Erstürmung der Düppeler Schanzen teil. Im gleichen Jahr nahm er seinen Abschied und ließ sich mit seiner Frau Mathilde Gräfin von Blumenthal, die er 1856 geheiratet hatte, auf seinem Gut Rogäsen nieder. In den Kriegen 1866 und 1870/71 diente er wieder in der preußischen Armee und wurde zum Major befördert. Von 1872 bis 1901 hatte W. die Funktion des Landrates für den Kreis Jerichow II inne. Als solcher gehörte er 19 Jahre dem Provinzialausschuß an. Ab 1889 war er Mitglied und von 1896 bis 1916 Vorsitzender des Landtages der Provinz Sachsen. W. war von 1901 an Mitglied des Preußischen Abgeordneten-Hauses und wurde 1913 in das Preußischen Herrenhaus berufen, wo er sich insbesondere zu religionspolitischen Fragen zu Wort meldete. Außerdem war er in zahlreichen weiteren öffentlichen Ämtern tätig, u. a. als Präses der Provinzialsynode und Mitglied der Generalsynode, Rechtsritter und Ehrenkommendator der Genossenschaft Sachsen des Johanniterordens. 1905 verlieh ihm der Kaiser den Titel Wirklicher Geheimer Rat und das Prädikat Exzellenz. Zum 80. Geburtstag erhielt er den Roten Adler-Orden I. Klasse und die Ehrendoktorwürde der theologischen Fakultät der Universität Halle. Als Landrat lenkte W. fast 30 Jahre die Verwaltung des Landkreises und setzte sich vor allem für den Chaussee- und Kleinbahnbau, aber auch für die Kreissparkasse und die Fiener-Korporation ein. Als Rittergutsbesitzer und Kommunalbeamter widmete er sich auch der Pflege der Heimatgeschichte, sammelte prähistorische Altertümer und unterstützte den 1885 in Genthin gegründeten Verein der Altertumsfreunde und das 1886 gegründete Museum. In seinem Wirken repräsentierte er den konservativen, stark religiös motivierten Flügel des preußischen Adels, der, patriarchalisch im Auftreten, seine oberste Pflicht in der Königstreue sah.

Literatur: Genthiner Wochenblatt vom 04.09.1926; Elisabeth v.W., L. Graf v.W.-Rogäsen. Sein Leben 1831–1926, 1929.

Archivalien:  Geheimes StA Berlin-Dahlem: Rep. 77, Nr. 5099.

Bildquelle: *Kreismuseum Genthin.

Antonia Beran

letzte Änderung: 02.03.2005