Wartensleben, Hermann Wilhelm Ludwig Alexander Karl Friedrich Graf von
geb. 17.10.1826 Berlin,
gest. 09.03.1921 Karow/Kreis Jerichow II,
General der Kavallerie.

W. war das älteste Kind aus der Ehe des Grafen Gustav v.W. und dessen Frau Elisabeth, geb. von Goldbeck. Die Schulausbildung erfolgte an der Ritterakademie in Brandenburg und am französischen Gymnasium zu Berlin. Sein Wunsch, nach dem Abitur die Offizierslaufbahn einzuschlagen, wurde ihm vom Vater verwehrt. Dieser bestimmte, daß er erst ein Studium absolvieren sollte, um danach seinen Weg selbst bestimmen zu können. W. studierte von 1845 bis 1848 Rechtswissenschaften in Berlin und Heidelberg und trat anschließend der Armee bei. Dem üblichen Truppendienst als Offizier folgte von 1853 bis 1856 die Ausbildung an der Kriegsakademie, auf der er für sehr gute Leistungen mit dem Ehrenpallasch ausgezeichnet wurde. Nach einem anschließenden zweijährigen Truppendienst wurde er in den Generalstab kommandiert, dem er mit kurzen Unterbrechungen fast 20 Jahre angehörte. Neben der Organisation und Durchführung von militärischen Bahntransporten und Arbeiten im topographischen Büro bestand sein Hauptverdienst als Stabsoffizier in den hervorragenden Planungen und Ausarbeitungen für die erfolgreichen Feldzüge von 1864, 1866 und 1870/71. Als Leiter der kriegsgeschichtlichen Abteilung des Generalstabs war er maßgeblich an der historischen Auswertung und Aufarbeitung des Krieges von 1870/71 beteiligt. Die preußische Akademie der Wissenschaften verlieh ihm dafür den “Verdunpreis”. 1878 wurde er Stadtkommandant von Berlin, in dieser Eigenschaft war er auch Chef der Landgendarmerie, die für die innere Ordnung verantwortlich war. Seine militärische Laufbahn wurde 1884 mit der Ernennung zum kommandierenden General des III. Armeekorps und der Aufnahme in die Landesverteidigungskommission gekrönt. 1888 wurde er zur Disposition gestellt und in den Ruhestand versetzt. Neben seiner Tätigkeit im Johanniterorden als Ordensstatthalter und Kommendator, wo er sich sozialen Fragen widmete, war er seit 1903 Mitglied des Preußischen Herrenhauses auf Lebenszeit. Daneben widmete sich W. der Bewirtschaftung und Verwaltung seines Grundbesitzes in Carow. Nach der Revolution von 1918 richtete er mit Gleichgesinnten eine Protesterklärung an die Nationalversammlung, in der er sich gegen die Veränderungen durch die Weimarer Republik ausprach.

Werke: Die Operationen der Südarmee, 1872; Die Operationen der 1. Armee unter General von Manteuffel, 1872; Erinnerungen aus der Kriegszeit 1866, 1897; Feldzugbriefe 1870/71, 1898.

Literatur: Mitteldt Leb 2, 375–382 (*B); Priesdorff 9, 314–335 (B); Franz Neubert (Hg.), Deutsches Zeitgenossen-Lexikon. Biographisches Hdb. deutscher Männer und Frauen der Gegenwart, 1905.

John Kreutzmann