Stimming, Richard
geb. 24.01.1866 Brandenburg,
gest. 08.09.1936 Großwusterwitz/Kreis Jerichow II,
Arzt, Oberstabsarzt, Urgeschichtsforscher und -sammler.

S. entwickelte eine nicht geringere Sammelleidenschaft als sein Vater Gustav S., der als Kaufmann bereits seit 1860 urgeschichtliche Altertümer der Mark Brandenburg gesammelt und seine Ergebnisse zusammen mit dem am Königlichen Museum für Völkerkunde in Berlin tätigen Albert Voß publiziert hatte (“Vorgeschichtliche Alterthümer der Mark Brandenburg”, 1887). S. besuchte das Gymnasium und die Ritterakademie in Brandenburg und studierte Naturwissenschaften und Medizin in Berlin. 1895 ließ er sich in Großwusterwitz als praktischer Arzt nieder. Er wurde 1908 Stabsarzt und 1922 Oberstabsarzt. Jahrzehntelang wirkte S. als Bahnarzt und war während des I. Weltkrieges als Arzt in Merseburg und in der Pulverfabrik Kirchmöser tätig. Während seiner zahlreichen Ausfahrten als Landarzt anläßlich seiner Krankenbesuche wurde er häufig auf urgeschichtliche Funde aufmerksam. Er untersuchte mehr als 100 vorgeschichtliche Siedlungen und Gräberfelder und trug so im Laufe vieler Jahre eine umfangreiche Sammlung vor allem aus dem Jerichower Land und dem Havelgebiet zusammen. Die Ergebnisse dieser Arbeit publizierte er in zahlreichen Aufsätzen, u. a. im Mannus, in der Prähistorischen Zeitschrift und in verschiedenen Heimatblättern. Darüber hinaus besaß er auch eine Tierschädel- und Vogeleiersammlung, die jedoch nach seinem Tode nicht erhalten blieb. Den größten Teil seiner reichhaltigen urgeschichtlichen Sammlung erwarb der Kreis Jerichow II 1928 für das Kreismuseum in Genthin. Dort bildete sie zusammen mit der schon bestehenden Altertumssammlung den Grundstock des gegenwärtig auf ca. 24.000 Objekte angewachsenen Bestandes. Sie hat nicht an Bedeutung verloren, insbesondere durch die paläolithischen und mesolithischen Knochen- und Geweihgeräte aus den Haveltonlagerstätten und die beigabenreichen Urnen eisenzeitlicher und kaiserzeitlicher Friedhöfe.

Werke: Das Gräberfeld der Völkerwanderungszeit vom Mosesberg bei Buckow, Kreis Westhavelland, in: Prähistorische Zs., Bd. 2, 1910, 406–411; Waffen der römischen Kaiserzeit aus der Mark Brandenburg, in: Mannus 4, 1912, 309–315; Nachtrag über Fibelformen der Bronze- und Eisenzeit in der Mark Brandenburg und der Provinz Sachsen, in: ebd. 6, 1914, 184–191; Frührömische Funde aus der Mark Brandenburg und ihrer Umgebung, in: ebd. 7, 1915, 342–364; Die Rentierzeit in der märkischen Havelgegend, in: ebd. 8, 1917, 233–240; Das Harz in der vorgeschichtlicher Zeit und seine Verwendungsweise, in: ebd. 11/12, 1919/20, 165–174; Drei gedrehte Latènezeitgefäße aus der Provinz Sachsen und Brandenburg, in: Prähistorische Zs. 18, 1927, 249–255; Die Ancyluszeit in der märkischen Havelgegend, in: Archiv für Anthropologie N. F. 21, 1928, 109–121; Knochen- und Horngeräte sowie Tierreste in vorgeschichtlichen Grabgefäßen der Elbe-Havel-Gegend, in: Mannus 26, 1934, 246–261.

Literatur: Anzeiger für Ziesar und die umliegenden Ortschaften vom 24.01.1936; Otto Wilhelm von Vacano, R. S., in: Mannus 28, 1936, 557f. (W,B); Otto Vogeler, R. S., in: Volkstum und Heimat. Kalender für das Land Jerichow, 1937.

 Bildquelle: *Kreismuseum Genthin.

Antonia Beran

letzte Änderung: 01.03.2005