Brundert, Willi, Prof. Dr. jur.
geb. 12.06.1912 Magdeburg,
gest. 07.05.1970 Frankfurt/ Main,
Jurist, Politiker.

B. besuchte bis 1930 die Oberschule in Magdeburg und trat im gleichen Jahr der SPD bei. Er studierte in Halle Jura, war Vorsitzender der Sozialistischen Studentenschaft und Mitglied des Reichsbanners Schwarz Rot Gold. B. fungierte als Verbindungsmann zum sozialdemokratischen Widerstandskreis gegen den Nationalsozialismus um Carlo Mierendorf und Theodor Haupach. Er wirkte zuerst von Halle aus, ging dann, um anonymer zu sein, nach Frankfurt/Main und wurde 1939 Steuerjurist in einer Wirtschaftsprüfergesellschaft, um ohne Verdacht reisen zu können. Zwischen 1936 und 1939 war er wieder in Magdeburg tätig, einige Zeit davon am Amtsgericht Schönebeck. 1941 zum Kriegsdienst eingezogen, geriet B. bis 1946 in britische Gefangenschaft. Nach seiner Rückkehr avancierte er 1948 zum Professor für Staatsrecht an der Universität Halle, half beim Aufbau der Landesregierung in Sachsen-Anhalt und arbeitete als stellvertretender Wirtschaftsminister. Am 28.10.1949 verhaftet, wurde er im ersten Schauprozeß nach der Gründung der DDR gemeinsam mit weiteren leitenden Persönlichkeiten wegen “Agententätigkeit für das imperialistische Monopolkapital” zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Jahrelange Einzelhaft in Brandenburg-Görden und in Halle folgten. 1957 wurde er nach intensiven Bemühungen Erich Ollenhauers entlassen. Nach seiner Flucht in die Bundesrepublik Deutschland 1958 war B. Leiter der Landesfinanzschule in Rotenburg/Fulda, ab 1963 Chef der Staatskanzlei in Hessen und ab 1964 bis zu seinem Tod Oberbürgermeister von Frankfurt/Main.

Werke: Es begann im Theater … “Volksjustiz” hinter dem eisernen Vorhang, 1958; Von Weimar bis heute. Im Spiegel eigenen Erlebens, 1965; Verpflichtung zur Demokratie. Reden und Aufsätze, 1970.

Literatur: Wer war wer DDR, 116f.; Ingrun Drechsler, Der Widerstand des W. B., in: Volkstimme Magdeburg vom 06.06.1992; Rudi Beckert, Die erste und die Letzte Instanz. Schau und Geheimprozesse vor dem Obersten Gericht der DDR, 1995; Beatrix Bouvier, Ausgeschaltet! Sozialdemokraten in der SBZ und der DDR 1945-1953, 1996; Munzinger Archiv/Internationales Biographisches Archiv, Ravensburg.

Bildquelle: *Sammlung Ingrun Drechsler, Berlin (privat).

Ingrun Drechsler

letzte Änderung: 02.02.2005