Bülow, Friedrich August Wilhelm Werner Graf von
geb. 23.02.1762 Lüneburg,
gest. 04.09.1827 Potsdam,
Jurist, Oberpräsident der Provinz Sachsen,
Regierungs-Präsident von Magdeburg, Wirklicher Geheim-Rat.

B. war der erste der Oberpräsidenten der 1815 gegründeten preußischen Provinz Sachsen. Gleichzeitig war er in Personalunion auch Regierungs-Präsident der Königlichen Regierung zu Magdeburg. Beide Ämter, die ihn seinen Wohnsitz in der Provinzial- und Regierungsbezirkshauptstadt Magdeburg nehmen ließen, hatte er von 1816 bis 1821 inne. B., ältester Sohn eines lüneburgischen Gutsbesitzers und Landschaftsdirektors und Halbbruder des Hans von B., hatte an der Ritterakademie Lüneburg und der Universität Göttingen Rechtswissenschaften studiert und war danach im hannoverschen Justizdienst beschäftigt. 1805 wechselte er als Geheimer Regierungs-Rat in preußische Dienste. Hier erhielt er die Berufung in die Organisationskommission für Hannover, das 1806 kurzzeitig in preußischen Besitz kam. Nach der Niederlage Preußens im Krieg gegen Napoleon und der Gründung des Königreichs Westfalen war B. im Justizministerium in Berlin und in verschiedenen anderen Stellungen des preußischen Staatsdienstes tätig. 1812 erfolgte die Ernennung zum Geheimen Staatsrat und danach die Berufung in die Regierungs-Kommission unter Carl August Fürst von Hardenberg. 1814–16 war B. Generalsekretär des preußischen Generalgouvernements in Sachsen, das die Verwaltung des Königreichs übernommen hatte und dessen Annexion vorbereitete. Nach dem Scheitern der Einverleibung von ganz Sachsen in den preußischen Staat bereitete B. die Bildung der preußischen Provinz Sachsen vor. Seit 1817 war B. Mitglied des preußischen Staatsrates. 1820 wurde er Mitglied des Ministerialausschusses zur Untersuchung staatsgefährdender Umtriebe, der im Ergebnis der Karlsbader Beschlüsse der Heiligen Allianz ins Leben gerufen wurde. Sein Nachfolger im Amt des Oberpräsidenten wurde Friedrich Christian Adolf von Motz, der als späterer preußischer Finanzminister großen Anteil am Zustandekommen des Deutschen Zollvereins hatte.

Literatur: ADB 3, 525–527; Walter Hubatsch (Hg.), Grundriß der deutschen Verwaltungsgeschichte1815–1945, Reihe A: Preußen, Bd. 6, Provinz Sachsen, bearb. von Thomas Klein, 1975, 26; Klaus Schwabe (Hg.), Die preußischen Oberpräsidenten 1815–1945, 1985, 281; Stefan Karnop/Lars-Henrik Rode/Mathias Tullner, Der Regierungsbezirk Magdeburg und seine Geschichte, 1998, 63f. (*B).

Mathias Tullner