Lembcke, Werner, Prof. Dr. med. habil.
geb. 30.03.1909 Rostock,
gest. 10.08.1989 Schönebeck,
Arzt.

L., Sohn des Reichsbahn-Werkvorstehers Karl L., legte nach Besuch des Realgymnasiums in Rostock und Güstrow 1928 die Reifeprüfung ab. Das Medizinstudium führte ihn nach Jena, Rostock und München und machte ihn mit führenden Hochschullehrern seiner Zeit, wie den Neurologen Otto Bumke und Hans Berger, dem Internisten Johannes von Müller, dem Gynäkologen Albert Döderlein und dem Chirurgen Erich Lexer, bekannt, die z. T. sein Wirken lebenslang beeinflußten. 1934 legte er das medizinische Staatsexamen an der Universität in Jena ab und wurde dort 1935 mit einer Arbeit über “Einige atypische Fälle von multipler Sklerose” promoviert. 1935–38 erfolgte an der von Berger geleiteten Klinik die neurologisch-psychiatrische Facharztausbildung. 1938 kehrte L. nach Rostock zurück, wo er, unterbrochen durch ärztliche Einsätze an verschiedenen Orten des II. Weltkrieges, bis 1953 chirurgisch tätig war. Seine Lehrer waren Johann Karl Lehmann, Bruno Karitzky und Wilhelm Tönnis. L.s Facharztausbildung für Chirurgie bzw. Nerven- und Gemütsleiden bot die Grundlage für eine intensive praktische und wissenschaftliche Betätigung auf dem Gebiet der Neurochirurgie. 1950 habilitierte er sich mit der Arbeit “Steht bei der Commotio cerebri eine mechanische Schädigung des Hirngewebes im Vordergrund des klinischen Geschehens?”, Ende 1950 wurde er Dozent und 1952 Professor mit Lehrauftrag. Zwischenzeitlich leitete er nach dem Tode seines Lehrers Lehmann im Jahre 1951 für ein Jahr kommissarisch die Rostocker Universitäts-Klinik für Chirurgie. 1953 übernahm L. das Direktorat der Chirurgischen Klinik des Sudenburger Krankenhauses in Magdeburg, die nach dem Ausscheiden von Friedrich Lotsch 1952 vorübergehend von dort tätigen Oberärzten wahrgenommen worden war. Als 1954 die Medizinische Akademie Magdeburg gegründet wurde, engagierte sich L. für die nun wahrzunehmenden hochschulspezifischen Aufgaben. Er reorganisierte die Sudenburger Chirurgische Klinik räumlich insbesondere nach dem Freiwerden der von 1945–57 als sowjetisches Lazarett genutzten Klinikanteile und inhaltlich durch die Förderung von Spezialrichtungen, wie der Neuro-, Unfall-, Kinder- und Gefäßchirurgie. Seine brillanten praxisbezogenen Vorlesungen waren stets gut besucht. Frühzeitig setzte er sich für die Verselbständigung des Fachgebietes Anästhesiologie ein, die in Magdeburg bereits 1969 erfolgen konnte. L. plante und leitete ab 1955 bis zu seiner Emeritierung Fortbildungskurse für Ärzte, die als “Schierker Woche” regional und überregional großen Anklang bei Allgemeinmedizinern wie Fachärzten fanden. Als der Oberharz ab 1961 Grenzgebiet wurde und damit nicht mehr allgemein zugänglich war, fand die “Schierker Woche” mehrere Male in Verbindung mit Schiffsreisen, später auch in Wernigerode bzw. Magdeburg statt. 1960 organisierte L. in Zusammenarbeit mit der Magdeburger Feuerwehr den in der damaligen DDR ersten arztbesetzten Notfallrettungswagen unter dem Namen “Schnelle Hilfe”, eine national wie international beispielgebende notfallmedizinische Initiative. 1967 machte sich L. mit den Mitarbeitern der Klinik um die Betreuung der Opfer des Langenweddinger Eisenbahnunglückes verdient. Schüler L.s haben in der Region Magdeburg und darüber hinaus leitende Positionen in zahlreichen chirurgischen Kliniken oder Abteilungen übernommen. L. wurde 1968 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und 1983 Ehrenmitglied der Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivtherapie der DDR. Die Gesellschaft für Chirurgie der DDR ehrte ihn im gleichen Jahre mit der Ferdinand-Sauerbruch-Medaille. L. war außerdem Verdienter Arzt des Volkes und Träger des Vaterländischen Verdienstordens der DDR in Bronze. Er wurde 1974 emeritiert.

Werke: Zur Technik der präfrontalen Leukotomie, in: Zentralblatt für Chirurgie 75, 1950, 754–756; Allergie in chirurgischer Sicht, in: Langenbecks Archiv für klinische Chirurgie 295, 1960, 197–206; Psychische Störungen bei chirurgisch Kranken, in: ebd. 298, 1961, 530–533; Die Chirurgische Klinik, in: Fs. 10 Jahre Medizinische Akademie Magdeburg 1964, 50–55 (B); Schock und Schockbehandlung (mit Rolf Emmrich), 1970, 31974.

Literatur: Klaus Arlt, Geschichte der Chirurgie in Magdeburg, Diss. Medizinische Akademie Magdeburg 1955; Wolfgang Röse, Prof. em. Dr. sc. med. W. L. zum 80. Geburtstag, in: Anaesthesiologie und Reanimation 14, 1989, H. 2, 123–125; Herbert Wendt, W. L. in memoriam, in: Zentralblatt für Chirurgie 115, 1990, 453; Wolfgang Röse, Prof. Dr. W. L. - Leben und Wirken in Magdeburg, in: Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 14, H.6, 2003, 62-64 (B).

Bildquelle: *Sammlung Wolfgang Röse, Magdeburg (privat).

Wolfgang Röse

letzte Änderung: 10.02.2005