Siegel, Gottfried Hermann Feodor
geb. 13.06.1838 Genthin,
gest. 26.02.1900 Bozen/Tirol,
Ingenieur, Unternehmer.

S. war der Sohn von Johann Gottfried S., dem Besitzer einer Kunstschlosserei und eines Eisenwarenhandels. Bis zum 14. Lebensjahr besuchte er die Genthiner Privat-Familienschule und absolvierte anschließend im Handwerksbetrieb seines Vaters eine dreijährige Lehre. Nach seiner Wandergesellenzeit und dem Besuch der Königlichen Provinzial-Gewerbeschule in Halberstadt mit dem Erwerb des Abiturs studierte er Ingenieur-Wissenschaften am Technikum in Zürich. Bei einer 1868 durchgeführten Reise entdeckte er in Schönebeck ein freies Gelände mit einer Größe von zehn Morgen. Nach dem Kauf des Grundstückes begann er dort aus kleinen Anfängen eine Maschinenfabrik zu errichten. Diese, kontinuierlich erweitert, stand Ende des 19. Jahrhunderts in voller Blüte. In der Maschinenfabrik, Eisengießerei und Kesselschmiede, die bis zu 250 Arbeiter beschäftigte, wurden Lokomobilen von 3 bis 200 PS, Dampfmaschinen (darunter Bergwerksmaschinen), Pumpen und Luftkompressoren aller Systeme, Transport- und Hebevorrichtungen sowie Tiefbohreinrichtungen hergestellt. S. war Mitglied in den Vorständen der Gewerkschaft Burbach sowie der Nordwestlichen Eisen- und Stahl-Berufsgenossenschaft und hatte mehrere Ehrenämter inne. Seine Söhne Georg und Feodor erwiesen sich nach dem Tod des Vaters nicht in der Lage, den Betrieb weiterhin gewinnbringend zu leiten. Er mußte kurz vor Ausbruch des I. Weltkrieges geschlossen werden. Die sogenannte “S.-Villa”, das Wohnhaus des Fabrikanten, ist heute Hauptsitz der Schönebecker Kreissparkasse. Frieda S., die Witwe des 1900 verstorbenen Fabrikanten S., rief 1903 zur Erinnerung an ihre früh verstorbene Tochter die “Frieda-Siegel- Stiftung” ins Leben und bestimmte, daß die Zinsen der 10.000 Mark zur freien Verpflegung bedürftiger Kinder der “Kaiserin-Augusta-Heilanstalt” in Elmen verwendet werden sollten.

Literatur: Wilhelm Schulze, Aus der Geschichte der Stadt Schönebeck, Ms.1962, 971 (StadtA Schönebeck, Bl. 524.7); Die ehemalige Maschinenfabrik, in: Neue Schönebecker Zeitung, Nr. 29, 1965, 8; Sammlung Herbert Melcher, Schönebeck (privat).

Bildquelle: *ebd.

Britta Meldau