Unger, Heinrich Theodor
Friedrich (genannt Großer Karl) |
Ab seinem 6. Lebensjahr in Berlin, lernte U. bei seinem Vater die Gärtnerei. Mit 18 Jahren verließ er Berlin, arbeitete zunächst als Gärtner, überließ sich aber zunehmend dem Müßiggang und vagabundierte als Taschen-, Kunst- und Roulettespieler durch Deutschland. Später führte er eine Räuberbande in der Region um Magdeburg, die aber auch im Anhaltischen, im Harz, in der Altmark und der Börde aktiv wurde. U. war bekannt und gefürchtet. Seine Bande verübte eine große Zahl von Einbrüchen und gefährlichen Raubüberfällen. Opfer wurden mißhandelt und sogar getötet. Mehrfach wurde U. verhaftet, konnte sich aber einer Verurteilung immer wieder durch Flucht entziehen. Im September 1807 wurde er schließlich in Halle erneut arretiert, nach Magdeburg überführt und am 01.06.1808 zum Tode durch das Rad verurteilt. Nach der Abänderung der Todesart am 05.01.1809 wurde das Urteil am 20.02.1809 in Magdeburg durch das Schwert vollstreckt. U.s Schicksal inspirierte Heinrich Ludwig Lehmann zu einem seiner Räuberromane, der 1809 unter dem Titel “Romantische Biographie des Räuberhauptmanns und Lustgärtners T. U., genannt der große Karl” erschienen ist und in dem Lehmann ihn zwar als einen charakterlich schlechten Menschen schildert, aber v.a. der Mode entsprechend fiktive galante Abenteuer U.s erzählt.
Literatur: Otto Heinemann, Räuberwesen im Herzogtume Magdeburg während der Fremdherrschaft, in: GeschBll 45, 1910, 81–88, 100–103.
Heiko Borchardt