Hesekiel, Johannes Karl Friedrich, Dr. theol. h.c.
geb. 31.05.1835 Altenburg/Thüringen,
gest. 21.07.1918 Wernigerode,
evangelischer Theologe, Generalsuperintendent,
Wirklicher Geheimer Oberkonsistorialrat.

H., Sohn des Generalsuperintendenten, Hofpredigers und Ehrenbürgers der Stadt Halle Friedrich Christoph H., studierte nach dem Besuch des Altenburger Gymnasiums ab 1856 evangelische Theologie in Jena und Erlangen, wohin er nach einer kurzen Zwischenzeit in Leipzig wieder zurückkehrte, weil sein verehrter Altenburger Lehrer Reinhold Frank dorthin berufen worden war. Nach dem 1860 glänzend bestandenem ersten theologischen Examen in Altenburg nahm er eine Stelle als Reiseprediger des Rheinisch-Westfälischen Jünglingsbundes an und wurde zugleich Synodalagent für lokale Aufgaben der Elberfelder Inneren Mission. 1861 erfolgte nach dem zweiten theologischen Examen seine Berufung zum Gefängnisprediger in Elberfeld. Schon 1863 wurde er vom Zentral-Ausschuß der Inneren Mission aufgefordert, als Reiseprediger in seine Dienste zu treten. Er wechselte nach Berlin und wurde enger Mitarbeiter Johann Hinrich Wichern. Fünf Jahre war er in Mittel- und Süddeutschland unterwegs, warb für diakonische Aufgaben, setzte sich für die Gründung von Vereinen und Verbänden, Konferenzen und Anstalten ein. 1868 wurde H. ordiniert und als Pfarrer an die St. Ambrosius-Kirche nach Sudenburg bei Magdeburg berufen. Nach anfänglichen Bedenken gewann ihn die Vorstadtgemeinde lieb, da er sich tatkräftig für die ihm anvertrauten Menschen einsetzte, nicht zuletzt während der Cholerazeit 1873. Die vorhandene Kirche wurde bald zu klein, so daß bereits 1875 der Grundstein für einen Neubau gelegt wurde. Unermüdlich sorgte sich H. um die Beschaffung der Gelder und um den Fortgang des Baues. Am 13.12.1877 erfolgte die Einweihung. Neben seiner Pfarrtätigkeit fördert er Aufgaben der Inneren Mission: H. war an der Gründung des Diakonissenhauses Cäcilienstift in Halberstadt beteiligt, rief die Sächsische Gesellschaft zur Pflege der entlassenen Strafgefangenen und 1869 auch die Konferenz Theologischen Berufsarbeiter der Inneren Mission ins Leben. Durch Leopold Schultze gefördert, gelang durch H.s Wirken die Angliederung der Inneren Mission an das synodale Leben in Kirchenkreis und -provinz. Die Theologische Fakultät der Universität Halle promovierte ihn 1883 ehrenhalber. Von 1886 bis 1910 war H. Generalsuperintendent der preußischen Provinz Posen sowie Oberpfarrer der dortigen Paulikirche und zeichnete sich durch treue Seelsorge und eine herausragende Organisationsgabe aus. Seinen Lebensabend verbrachte er in Wernigerode. H. war Stiftspropst von Heiligengrabe, Domherr von Zeitz, Wirklicher Geheimer Oberkonsistorialrat und Ehrenvorsitzender des Zentral-Ausschusses der Inneren Mission. Seit 1913 gehörte er dem Preußischen Herrenhaus an.

Werke: Hubert Olbrich (Hg.), Sozialbericht von J. H. 1866 über die Wanderarbeiter beim Rübenanbau und in den Zuckerfabriken der Provinz Sachsen, 1982; Biblische Fingerzeige für die Sorge um die eigene Seele, 1913.

Literatur: DBJ 2 (Totenliste 1918); BBKL 2, Sp. 783f.; Otto Moeller, D. J. H., 1920; Elisabeth H. (Hg.), Erinnerungen aus seinem Leben, 1920; Martin Gerhardt, Ein Jahrhundert Innere Mission (2 Bde), 1948; Arthur Rhode, Geschichte der evangelischen Kirche im Posener Lande, 1956; Johannes Steffani, Stillesein und Hoffen. D. J. H. – aus seiner 24jährigen Amtszeit als Generalsuperintendent in Posen, 1968.

Bildquellen: Zucker-Museum Berlin; *Pfarramt St. Ambrosius Magdeburg-Sudenburg.

Dietrich Hüllmann