Stüler, Friedrich August
geb. 28.01.1800 Mühlhausen,
gest. 18.03.1865 Berlin,
Architekt, Oberbaurat.

S., aus einer alteingesessenen Thüringer Theologenfamilie stammend, absolvierte das Gymnasium in Mühlhausen und erhielt früh Privatunterricht im Zeichnen. Durch seinen älteren Bruder, den späteren Baurat Carl Askan S., für das Baufach interessiert, bereitete er sich bei diesem in Erfurt auf ein technisch-künstlerisches Studium vor. Ab 1818 studierte er an Bauakademie, der Universität und Kunstakademie in Berlin. Nach einer Tätigkeit als Bauleiter in Naumburg und Schulpforta 1820–23 gründete er mit Eduard Knoblauch 1824 den Berliner Architekten-Verein, der eine bessere Ausbildung des Berufsstandes förderte. Nach Abschluß seines Baumeisterexamens war S. unter Karl Friedrich Schinkel 1827–29 am Berliner Hofbauamt tätig. Bereits 1829 wurde S. zum Hof-Bauinspektor ernannt und erhielt nach einem längeren Aufenthalt in Italien Aufträge für eine Reihe privater Bauten. Ab 1834 hielt er Vorlesungen an der Berliner Bauakademie. Nach Schinkels Tod avancierte S., seit 1843 Mitglied der preußischen Ober-Bau-Deputation und ab 1853 für den gesamten Kirchenbau zuständig, zu einem der gefragtesten preußischen Architekten, beeinflußte durch seine individuelle Formensprache die Architektur dieser Zeit maßgeblich und prägte vor allem den Berliner Spätklassizismus mit reicherem Dekor. So schuf er u. a. 1843–57 einen Gesamtbebauungsplan für die Berliner Museumsinsel (Neues Museum und Nationalgalerie ausgeführt) sowie ab 1860 die richtungsweisenden Werksteinbauten des Nationalmuseums in Stockholm und der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest. Neben zahlreichen Entwürfen für Rathäuser, Schulen, Kirchen und Schlösser lieferte S. auch solche für Privatpersonen, zu denen der 1835 gefertigte Entwurf der Gutsschmiede in Neindorf bei Oschersleben – der sogenannten “Schinkelschmiede” – gehörte, die für den Grafen von der Asseburg auf dem Gelände seines Schlosses errichtet wurde. 1843 erhielt S. den königlichen Auftrag für die Neugestaltung des kurfürstlichen Jagdschlosses in der Letzlinger Heide im Stil eines gotischen Kastells und entwarf zudem 1859–61 nach englischen Vorbildern die Schloßkirche von Letzlingen.

Literatur: ADB 36, 742f.; Thieme/Becker 32, 238f.; Eva Börsch-Supan/Bernd Evers (Hg.), Reiseskizzen des Architekten F. A. S., Kat. Berlin 1995; dies./Dietrich Müller-S., F. A. S. 1800–1865, 1997 (B).

Gerd Gerdes/Gerd Kley