Mueller, Otto Hermann
geb. 18.08.1829 Friedrichstadt bei Magdeburg,
gest. 17.06.1897 Gmunden,
Ingenieur, Dampfmaschinenkonstrukteur.

Der musisch begabte M., Sohn eines königlichen Rentmeisters, trat nach dem Besuch der Bürgerschule als 16jähriger Volontär bei Abraham (Brami) Andreae in die Vereinigte Hamburg-Magdeburger Dampfschiffahrtsgesellschaft Buckau ein. Neben dem sonntäglichen Besuch der örtlichen Provinzial-Kunstschule erlernte er technisches Zeichnen und vervollständigte seine praktischen Kenntnisse. Nach bestandener Gesellenprüfung 1848 ging er nach Berlin, nahm dort unter Entbehrungen 1849 ein Studium an der Gewerbeakademie und der Akademie der Künste auf. Aufgrund seiner hervorragenden Leistungen erhielt M. eine Anstellung in der Berliner Konstruktionsabteilung der Maschinenfabrik R. Wolf in Buckau bei Magdeburg. Bald wurde er zum Oberingenieur berufen und avancierte zum Nachfolger seines Lehrers. Auch international war man auf ihn aufmerksam geworden. So übernahm er 1854 die Rekonstruktion der Prager Maschinenbau AG, führte erhebliche Verbesserungen an den Dampfmaschinen aus und konzipierte erstmalig Maschinen nach einem Indikatordiagramm (Leistungsdiagramm). Nach einem kurzzeitigen lehrreichen Aufenthalt in England konstruierte er 1857 auf der Basis neuester Dampfmaschinentechnik eine voll funktionsfähige Verbundmaschine. Der Dampf wurde in mindestens zwei geometrisch abgestimmten, nacheinander angeordneten Zylindern mit dazwischenliegendem Kondensator entspannt und leistete eine größere thermodynamische Arbeit. Während des Baus und der Leitung der Ersten Ungarischen Maschinenfabrik und Eisengießerei AG in Pest (1866) verbesserte er den thermischen Wirkungsgrad der ausgelieferten Maschinen erheblich. Ab 1870 war M. als Zivilingenieur und Konsulent tätig. Er nahm Umbauten zur Erhöhung des Wirkungsgrades bestehender Maschinen mit persönlicher Haftung vor, entwickelte 1884 die erste Tandemverbund- Reversiermaschine mit Kondensation und einer Leistung von 900 PS als Walzwerksantrieb und begutachtete bestehende Anlagen.

Werke: Die Kompound-Reversirmaschine des Stahlwerkes in Neuberg, in: VDI-Zs. 2, 1888, 29–31.

Literatur: NDB 18, 463; . H. M. jun. , O. H. M., sein Leben und seine Bedeutung für den Maschinenbau, in: VDI-Zs. 41, 1897, 989–992; Conrad Matschoss, Die Entwicklung der Dampfmaschine, Bd. 2, 1908, 120–149 (*B); ders., Männer der Technik. Ein biographisches Hdb., 1925; O100 Jahre Buckau-Wolf, Die Geschichte unseres Hauses 1838–1938, 1938, 109; Walter Conrad, Wer-Was-Wann? Erfindungen und Entdeckungen in Naturwissenschaft und Technik, 41989, 108.

Heinz Thüm

letzte Änderung: 01.03.2005