Andreae, Abraham (Brami) Maria
geb. 09.11.1819 Frankfurt/Main,
gest. 06.05.1875 Buckau bei Magdeburg,
Ingenieur.

A. war Sohn eines wohlhabenden Frankfurter Großkaufmanns. Er zeigte sich frühzeitig technisch begabt, studierte nach Absolvierung einer technischen Bildungsanstalt in Weinheim von 1837 bis 1840 Maschinenbau am Polytechnikum in Karlsruhe. Anschließend lernte er als Ingenieur die Praxis seines Fachs in der Gutehoffnungshütte in Sterkrade kennen. Durch längere Reisen in Deutschland und England vervollkommnete er seine allgemeine und technische Bildung. 1843 trat A. als Chefkonstrukteur in die Maschinenfabrik der Magdeburger Dampfschiffahrts-Compagnie in Buckau ein. Er widmete sich verschiedenen Zweigen des Maschinenbaus. Sein besonderes Interesse galt der Entwicklung von Dampfmaschinen als Antriebsaggregate für Flußschiffe. Er führte zu diesem Zweck in den Buckauer Schiffbau die Pennsche Dampfmaschine mit Röhrenkessel und oszillierenden Zylindern sowie eine Reihe weiterer technischer Verbesserungen ein. Neben dem Schiffbau befaßte sich A. mit der Konstruktion von Werkzeugmaschinen, einer großen Walzwerksanlage, hydraulischen Pressen, Wasserpumpen und anderem mehr. Sein Wirken trug entscheidend zum guten Ruf der Erzeugnisse der Maschinenfabrik Buckau im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens bei. Im Krisenjahr 1848 schied A. aus seiner Stellung aus und trat eine längere Studienreise durch Nordamerika an. Anschließend war er mehrere Jahre in der Zuckerindustrie von Mexiko tätig. Von 1854 an arbeitete er als Zivil-Ingenieur auf Kuba in Havanna und in den USA in St. Louis. 1858 wurde A. unter sehr günstigen Bedingungen technischer Direktor der Vereinigten Hamburg-Magdeburger Dampfschiffahrts-Compagnie in Buckau bei Magdeburg. Mit ihm setzte für das Unternehmen ein neuer wirtschaftlicher Aufschwung ein. Unter seiner Leitung wurden die Fabrikanlagen durch An- und Neubauten bedeutend vergrößert und die Werkstätten mit neuen Werkzeugmaschinen ausgestattet. Der Bau von Dampfmaschinen erfuhr durch die Einführung von Neuerungen, wie der Corliss-Steuerung, neue Impulse. A. nahm auch den Bau von Lokomobilen in stehender und liegender Konstruktion auf und wandte bereits 1862 die Verbundwirkung mit Überhitzung des Dampfes beim Übergang vom Hochdruck- in den Niederdruckzylinder an. Er entwarf eine große Dampfpumpe mit einer Leistung von 140 PS für das Magdeburger städtische Wasserwerk, die ohne jede Reparatur von 1858 bis 1882 ununterbrochen im Einsatz war, und konstruierte zudem Heißluftmaschinen, von denen eine im Jahre 1860 gebaute heute im Deutschen Museum in München ausgestellt ist. A. setzte sich erfolgreich für die Einführung der Kettenschiffahrt auf der Elbe ein. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Maschinenfabrik Buckau zu einem führendem Unternehmen in Deutschland, dessen Erzeugnisse weltweit einen guten Ruf hatten.

Literatur: NDB 1, 283; Conrad Matschoss, Männer der Technik, 1925, 5; Karl Regenauer, Die Maschinenfabrik Buckau, ihre Entstehung und Entwicklung bis 1888, 1925; Karl Ehebrecht (Bearb.), Maschinenfabrik Buckau R. Wolf. Die Geschichte unseres Hauses von 1838 bis 1938, 1938 (*B).

Manfred Beckert

letzte Änderung: 02.09.04