Veltheim, August Ferdinand Graf (seit
1798) von, Dr. phil. h.c. |
V. besuchte 1756–58 das Pädagogium des Klosters Berge bei Magdeburg. Vom Vizeberghauptmann und späteren Industrieminister Friedrichs des Großen, Friedrich Anton von Heynitz, wurde V. in das Bergwesen eingeführt. 1760 studierte er an der Universität Helmstedt das Bergfach und wurde 1763 braunschweigischer Kammeraccessist. Seit 1767 zum Bergdrosten in Clausthal bestellt, erfuhr er 1769 die Beförderung zum Vizeberghauptmann und leitete in diesem Amt bis 1779 den gesamten Harzer Bergbau einschließlich der Hütten- und Salinenwerke. Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin und seines ersten Sohnes legte er sein Amt nieder und erhielt bei seiner Verabschiedung den Titel eines Königlichen- Großbritannischen und Kurfürstlich-Braunschweigisch-Lüneburgischen Berghauptmanns. V. zog sich anschließend auf sein Gut in Harbke zurück und ging seinen Interessen und Neigungen nach. Zu seinem großen Bekannten- und Freundeskreis zählte Lessing ebenso wie Goethe. Neben der Bewirtschaftung seiner Güter widmete sich V. vor allem der Geognosie, Mineralogie und Altertumskunde. Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Arbeit sind Schriften wie “Grundriß der Mineralogie” (1781), “Etwas über die Bildung des Basalts, und die vormahlige Beschaffenheit der Gebirge in Deutschland” (1787) und “Ueber die Hauptmängel der Eisenhütten in Deutschland” (1790). Seine Vielseitigkeit bewies V. auch mit Publikationen über die Memnons-Bildsäule (1794), über das Schießpulver (1797) oder über die Barberinischen Vasen. Mit der im Jahre 1800 erschienenen “Sammlung einiger Aufsätzen historischen, antiquarischen, mineralogischen und ähnlichen Inhalts” (2 Bde) unterstrich V. seine reichen Erfahrungen im Bergbau, die in ganz Europa gefragt waren. Als ihm 1796 die Kaiserin Katharina II. von Rußland die Oberleitung der russischen Bergwerke anbot, lehnte er ab. Regional war V. als Landstandsmitglied tätig und beteiligte sich aktiv an der Erarbeitung des Provinzialgesetzbuches des Herzogtums Magdeburg. Als Schloßherr in Harbke kümmerte er sich um das Wohl und Wehe der Gemeinde und ließ anstelle des alten Hospitals im Jahre 1801 ein Armenhaus errichten. Auf Veranlassung V.s entstand 1796–98 am Büddenstedter Weg das neue Vorwerk Hornhof. Sein besonderes Augenmerk galt der Verschönerung des Lustgartens, dem Umbau des Schlosses und der Vergrößerung des Schloßparkes. Der Handel mit exotischen Gewächsen wurde zu einem einträglichen Geschäft entwickelt. Neben deutschen Landschaftsgärten wurde auch das europäische Ausland, wie Dänemark, Polen und Rußland, beliefert. In Würdigung seiner botanischen Interessen und Verdienste wurde eine in Südafrika beheimatete Blumenzwiebelgattung V.ia Gled., V.ie (Lilia’ceae) nach ihm benannt. Die erfolgreiche Bewirtschaftung des Gutes durch den Schloßherrn veranlaßte im Jahre 1789 die Kammer zu Magdeburg zu dem Vorschlag, Harbke das Stadtrecht zu verleihen, was V. jedoch ablehnte, weil er sich für die Gemeinde dadurch keinen Nutzen versprach. 1798 verlieh ihm die Universität Helmstedt den Titel eines Ehrendoktors der Philosophie und Magisters der freien Künste. Im gleichen Jahr erhob ihn der König von Preußen in den Grafenstand derer v. V. auf Harbke. Obwohl zu Lebzeiten V.s auf dessen Grund und Boden kein Kohleabbau erfolgte, zählte er wegen seiner Bemühungen um die fachwissenschaftliche Ausbildung der Bergbaubedienten zu den bedeutenden Bergmännern seiner Zeit. Seinen Namen trugen deshalb Harbker Kohlefelder und Tiefbauschächte.
Werke: s. o.; Ueber der Herren Werner und Carsten Reformen in der Mineralogie nebst Anmerkungen über die ältere und neuere Benennung einiger Stein-Arten, 1793; Etwas über das Onyxgebirge des Ctesias und den Handel der Alten nach Ost-Indien, 1797; Von den goldgrabenden Ameisen und Greiffen der Alten. Eine Vermuthung, 1799.
Literatur: Walter Serlo, Männer des Bergbaus, 1937, 148; Wilhelm Eule, Buch der Heimat, 1940, 129ff., 160ff.; Christian Grunert, Das große Blumenzwiebelbuch, 1968; Herbert Lommatzsch, Berghauptmann A. F. v. V. Ein Blick in zeitkritische und bildungspolitische Vorstellungen eines Mitglieds des braunschweigischen Landadels zur Zeit der Aufklärung, in: Braunschweigisches Jb. 53, 1972, 339–342; Braunschweigisches Biographisches Lexikon des 19. und 20. Jahrhunderts, 1996 (B), 634.
Bildquellen: Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel; *Georg Schmidt, Das Geschlecht v. V., 1912 (Rötelzeichnung).
Rudolf Rohr
letzte Änderung: 28.09.2004