Seelmann-Eggebert, Emil
Paul, Prof. Dr. phil. |
S. wurde als Sohn des Lohgerbermeisters Gotthelf S. geboren und war der jüngere Bruder des Wilhelm S. Nach der Volksschule in Oschersleben besuchte S. das Gymnasium in Quedlinburg und studierte 1879–82 in Berlin und Bonn Lateinische und Romanische Philologie. 1884 promovierte S. in Bonn. Seit 1881 war er als Bibliothekar in Bonn tätig und wechselte in gleicher Eigenschaft 1885 nach Göttingen, 1888 nach Breslau und 1891 nach Halle. Seit 1892 arbeitete S. als Bibliothekar und Oberbibliothekar an der Universitätsbibliothek in Bonn. S. führte die neuzeitliche Phonetik (Lautphysiologie) in die Klassische Philologie ein und machte sich um die Erforschung der altwallonischen Poesie und altfranzösischen Epik verdient. Aufsehen erregte seine Entdeckung wallonisierter Sachsen in den Ardennen, deren Urahnen Karl der Große dorthin verpflanzt hatte. S. redigierte seit 1892 die Kritischen Jahresberichte über die Fortschritte der romanischen Philologie und war seit 1909 im Begriff, Werke über altfranzösische Epik, Roland-, Hakelberend-, Haimon- und Hubertussagen zu veröffentlichen.
Werke: Wesen und Grundsätze der lateinischen Accentuation, 1884; Aussprache des Lateinischen nach physiologisch-historischen Grundsätzen, 1885; Bibliothek des altfranzösischen Rolandliedes, 1888 (Repr. 1969); Wiederauffindung der von Karl dem Grossen deportirten Sachsen, 1895; Die Wiederauffindung der von Karl dem Grossen deportirten Sachsen, in: Jb. für niederdeutsche Sprache 50, 1924, 45–55.
Literatur: DBJ 1; Jb. der dt. Bibl. 6, 1908, 116; ebd. 7, 1909, 136; Wer ist’s 4, 1909; Wer ist’s 6, 1912; Wilhelm Erman, Geschichte der Bonner Universitätsbibliothek (1818–1901), 1919 (Repr. 1969), 243; Karl Bader, Lexikon deutscher Bibliothekare, 1925; Karl Kellner, Harzer Landsleute seit 1150 Jahren in den französischen Ardennen, in: Der Roland. Blätter für Volkstum und Heimat 1, Nr. 17, 1932; Friedrich Kammradt, Niedersachsenblut in fremdem Volkstum, in: MonBl 82, 1940, 81f.
Heinz Nowak