Edeling, Gustav jun.
geb. 09.09.1900 Magdeburg,
gest. 29.08.1995 Börgitz bei Stendal,
Bäcker, Puppenspieler, Schausteller.

E. erlernte den Bäckerberuf und arbeitete ab 1920 (ab 1924 mit eigener Lizenz) als Puppenspieler und Schausteller wie bereits sein Vater Gustav E. sen. (1866–1948) und Großvater Wilhelm E. (geb. 1840), der etwa ab 1868 als Marionetten- und Handpuppenspieler aktiv war. E. reiste mit seiner Ehefrau und seiner Handpuppenbühne jährlich auf annähernd gleichen Touren und besuchte im Sommer etwa 14 Jahrmärkte bzw. Messen in größeren Städten, im Winter wurde in Gasthöfen und Schulen kleinerer Orte in der Nähe von Schönebeck gespielt. Bühnen- und Wohnwagen wurden anfangs mittels Pferden, ab 1936 durch einen Pkw gezogen. Die Größe des Spielgebietes von E., umgrenzt etwa von der Linie Wittenberge-Potsdam-Leipzig-Hildesheim-Wittenberge, läßt sich ohne weiteres mit denen von aufwendiger arbeitenden Marionettenbühnen (Wilhelm Götze) vergleichen. Dies läßt darauf schließen, daß sich die Qualität seines Handpuppenspiels von der der üblichen Jahrmarktspuppenspieler abhob. Von 1930 bis 1940 existierten vier unterschiedliche Kasperbuden, ab 1938 eine sogenannte “Kasperburg” mit elektrischer Beleuchtung und Lautsprecher – für Handpuppenspieler in Deutschland damals ungewöhnlich. Nach 1946 erhielt E. nur noch zeitlich und örtlich begrenzte Spielerlaubnisse, bis er 1953 das Puppenspiel aufgeben mußte. E. arbeitete anschließend noch bis 1965 als Schausteller mit einem Kinderkarussell, teilweise in Verbindung mit einer Spiel- und Schießbude. Das Repertoire von E. umfaßte etwa 30 Märchen und Kasperabenteuer, die jeweils 30 bis 45 Minuten dauerten. Sein Fundus bestand aus etwa 110 Handpuppen. Die Bühnen bis 1949 besaßen einen offenen Zuschauerraum ohne Absperrung. Trotzdem wurden Eintrittskarten verkauft. Das sonst bei dieser Praxis übliche Sammeln mit dem Teller war bei E. verpönt.

Literatur: Johannes Richter, Mit allerhöchster Bewilligung, 1999, 41–47, 60f.; ders., Vergleich von Spielgebieten sowie Spiel- und Reisebedingungen mitteldeutscher Puppenspieler, in: Beiträge zum Symposium: Über den Alltag der reisenden Puppenspieler, 2001.

Bildquelle: *Puppentheaterarchiv Magdeburg.

Johannes Richter