Wilde, Georg, Dr. phil.
geb. 09.05.1877 Meseritz/Posen,
gest. 09.04.1949 London,
Rabbiner, Publizist.

W. studierte seit 1897 an der Universität in Breslau sowie am dortigen Jüdisch-Theologischen Seminar, wo er auch das Rabbinerexamen ablegte. 1901 promovierte er in Erlangen zum Dr. phil. mit einer Arbeit über Giordano Bruno. Ab August 1906 wirkte W. als Nachfolger des verstorbenen Moritz Rahmer über 30 Jahre als Rabbiner in Magdeburg. Als Feldrabbiner in der deutschen Westarmee nahm er am I. Weltkrieg teil und erhielt hohe Auszeichnungen. In den Kriegsjahren wurde auf seine Anregung die sogenannte Feldbibel herausgegeben. W. war Mitglied des Allgemeinen Rabbinerverbandes und der Vereinigung der liberalen Rabbiner Deutschlands, darüber hinaus Mitarbeiter der Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, der Jüdisch-liberalen Zeitung, des Wegweisers für die Jugendliteratur, des Israelitischen Familienblattes (Hamburg) und der Zeitschrift Ost und West. W. bekleidete das Präsidentenamt der Mendelssohn-Loge und gehörte zu den Männern, die das jüdische Leben Magdeburgs im 20. Jahrhundert wesentlich prägten. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde W. kurzzeitig im Konzentrationslager Buchenwald interniert, konnte aber mit Hilfe des britischen Oberrabbiners Joseph H. Hertz Ende März 1939 mit seiner Ehefrau nach England emigrieren. In London wurde er Mitglied der Association of Jewish Refugees in Great Britain (AJR) und setzte sich nach dem Ende des II. Weltkrieges wieder mit seiner ehemaligen Gemeinde in Verbindung, um deren Vorstand bei der Suche nach früheren Gemeindemitgliedern zu helfen.

Werke: Giodano Bruno's Philosophie in den Hauptbegriffen Materie und Form, Diss. 1901; (Auszug) Materie und Form bei Giordano Bruno, 1901; Religiöse Bilder. Predigten, 1914; (Üb.) Aus den Sprüchen der Väter, 1918.

Literatur: Bio Hdb Emigr 1, 819; Joseph Walk, Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945, 1988, 387; Hans-Joachim Levy, Die Gestapo klingelte um 7 Uhr morgens … , in: Volksstimme Magdeburg vom 26.10.1988; Archiv des Leo Baeck Institute, New York; Archiv der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg.

Bildquelle: *Coral Hesse Schuler / USA (privat).

Ildikó Leubauer

letzte Änderung: 21.09.2005