Schill, Ferdinand
Baptista von |
Der Sohn eines sächsischen Offiziers, der im siebenjährigen Krieg gegen Preußen kämpfte, besuchte in Breslau die Schule und trat 1788 den braunen Husaren bei. 1806 als Leutnant der Ansbach-Bayreuther Dragoner bei Auerstedt verwundet, kam er in die Festung Magdeburg. Auf Grund seiner patriotischen Gesinnung wollte er dort den Kommandanten Franz Kasimir von Kleist wegen dessen Absicht zur Übergabe der Festung an die belagernden Franzosen zum Duell fordern. Um einer drohenden Gefangenschaft nach der Übergabe an die Franzosen zu entgehen, floh S. nach Kolberg und bildete dort mit Ermächtigung einer königlichen Kabinettsordre ein Husaren-Freikorps. Nach dem Tilsiter Frieden wurde er 1809 Major und Kommandeur der 2. brandenburgischen Husaren. Nachdem Österreich Frankreich den Krieg erklärt hatte, beschloß S., der Mitglied im westfälischen Geheimbund war, im April 1809 mit seinem Regiment den Anstoß zur allgemein Erhebung in Deutschland gegen Napoleon zu geben. Knapp einen Monat später, am 5. Mai, kam es bei Dodendorf zum bedeutendsten Gefecht in der Börde gegen die französischen und westfälischen Truppen der Festung Magdeburg. Das Gefecht endete ohne klaren Sieger. Da der erhoffte Aufstand der Bevölkerung ausblieb, es ihm an Infanterie fehlte und er Artillerie fast überhaupt nicht besaß, war ein Vorgehen gegen Magdeburg aussichtslos. So zog er weiter durch Mecklenburg. Dort führte er ein erfolgreiches Gefecht bei Damgarten. Am 31. Mai aber wurde sein Korps in den Straßen von Stralsund vollständig vernichtet. Er selber fiel im Kampf. Die Mannschaften seiner Truppen kamen als Kettensträflinge auf französische Galeeren. Die noch lebenden elf Offiziere wurden durch ein Kriegsgericht zum Tode verurteilt und in Wesel erschossen. S.s Tod wurde von den Franzosen mit “Le chef de brigands est mort” bezeichnet. Sein Kopf, auf den ein Preis von 10.000 Francs gesetzt war, wurde vom Körper getrennt und, in Spiritus gelegt, an den König Jérôme von Westfalen gesandt. Der Rumpf wurde auf dem Stralsunder St.-Jürgen-Kirchhof verscharrt. Erst 1837 wurde der bis dahin im anatomischen Museum in Leyden befindliche Schädel zusammen mit den Überresten anderer S.scher Offiziere in Braunschweig begraben. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der als Deserteur Ausgestoßene wieder in die Armee aufgenommen und ein schlesisches Husarenregiment nach ihm benannt. In Dodendorf erinnert ein Denkmal mit der Aufschrift “Dem Gedächtnis der am 5. Mai 1809 hier gefallenen und in Gott ruhenden 21 Preußen vom S.schen Corps” an die dortige Schlacht.
Literatur: ADB 31, 210–212; Johannes Schladebach, Zur Geschichte des Schill'chen Gefechtes bei Dodendorf, in: GeschBll 61, 1926, 155–157; Walter Stietzel, Zur Geschichte der Schill'schen Erhebung, in: ebd. 61, 1926, 85–94.
Bildquelle: *Moritz Klinkicht/Karl Siebert, Dreihundert berühmte Deutsche, 1912, 146.
Hasso von Steuben