Blumenthal, Karl Konstantin Lebrecht Leonhard Graf (seit 1883) von
geb. 30.07.1810 Schwedt/Oder,
gest. 22.12.1900 Quellendorf bei Köthen,
Generalfeldmarschall.

Der Sohn des Rittmeisters Ludwig v. B. wurde, im Kadettenkorps ausgebildet, mit 17 Jahren im Gardereserveregiment in Berlin Leutnant. Er nahm dort an den Straßenkämpfen während der Märzrevolution 1848 und an den Feldzügen gegen Dänemark 1849 und 1864 teil. 1866 war B. Generalstabschef der Armee des Kronprinzen bei Königgrätz und 1870/71 Oberbefehlshaber der Truppen, welche die Stadt Paris belagerten. Er verweigerte aber die von Otto von Bismarck und Albrecht von Roon erhobene Forderung, Paris zu beschießen. 1871 erfolgte seine Ernennung zum kommandierenden General des IV. Armeekorps in Magdeburg. Kaiser Wilhelm I. bezeichnete B. als einen um die Krone und das Vaterland hoch verdienten und von ihm hoch geschätzten Mann. Für seine Verdienste als hervorragender Stratege in den Kriegen von 1866 und 1870/71 sowie für die Erfolge bei der Führung des IV. Armeekorps, welches er in einen ausgezeichneten Zustand versetzte, wurde B. 1883 vom Kaiser in den Grafenstand erhoben. Er verknüpfte damit die Zuversicht, daß das Korps, der Tradition folgend, auch zukünftig seinen hohen Stellenwert in der Armee einnehmen würde. Im März 1888 wurde B. Generalfeldmarschall und einen Monat später unter Entbindung von seiner Stellung als Kommandierender General des IV. Armeekorps Generalinspekteur der 4. Armeeinspektion. Damit verließ er nach 17jähriger Tätigkeit, von der Bürgerschaft hoch verehrt und geschätzt, die Stadt Magdeburg. Von allen in Magdeburg stationierten kommandierenden Generalen bekleidete B. diese Stellung am längsten. 1898 reichte er seinen Abschied ein und starb kurz nach seinem 90. Geburtstag auf seinem Gut in Quellendorf bei Köthen. Am selben Tag verfügte Kaiser Wilhelm II., daß das Füsilier-Regiment 36 (Halle/Bernburg), dessen Chef B. jahrelang gewesen war, den Namen “Füsilier-Regiment Generalfeldmarschall Graf B. (magdeburgisches) Nr. 36” erhielt. Anläßlich seines 50jährigen Dienstjubiläums wurde B. 1877 Ehrenbürger der Stadt Magdeburg. Die Universität Halle verlieh ihm die philosophische Ehrendoktorwürde. In seiner mehr als 70jährigen Dienstzeit wurde er Inhaber zahlreicher in- und ausländischer hoher und höchster Orden.

Literatur: NDB 2, 331; Priesdorff 8, 59–68 (B); Militärisches Wochenblatt 1901, Sp. 7–14.

Bildquelle: *Moritz Klinkicht/Karl Siebert, Dreihundert berühmte Deutsche, 1912, 223.

Hasso von Steuben