Kinderling, Johann Friedrich August, Mag. phil.
geb. 1743 Magdeburg,
gest. 28.08.1807 Calbe,
Pädagoge, evangelischer Pfarrer.

K. wuchs infolge des frühen Todes des Vaters in kärglichen Verhältnissen auf. Er ging ab 1752 in Ilsenburg und Wernigerode zur Schule und konnte danach mit einem Stipendium des Grafen Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode in Halle studieren. 1764 erwarb er den Magistertitel der Philosophie, war dann Hauslehrer und Prediger in Burscheid bei Aachen und ab 1768 Lehrer und Rektor am Kloster Berge bei Magdeburg. 1771 wurde er Prediger in Schwarz bei Calbe und ab 1774 Diakon an der Stephanskirche in Calbe. Während seiner Zeit am Kloster Berge hatte er neben seiner Lehrtätigkeit die Aufgabe, die dortige Bibliothek zu ordnen. Dabei führte er unter Anlegung eines Realkataloges die Klosterbibliothek und die vom Abt Johann Adam Steinmetz dem Kloster hinterlassene, aus 4.300 Bänden bestehende Bibliothek zusammen. Als Forscher und Literat verfaßte er mit viel Fleiß mehr als 100 Abhandlungen zu theologischen Fragen und solchen zur deutschen Sprache, speziell zum Plattdeutschen. Im Laufe seines Lebens sammelte K. eine große Anzahl von geschichtlichen Schriften, Dokumenten, Urkunden und Materialien. Der größte Teil davon, die “K.schen Manuskripte” sind heute unter den sogenannten “Borussia- Akten”, Untergruppe “Magdeburgica”, eingeordnet und befinden sich in 90 Bänden in der Staatsbibliothek Berlin.

Werke: Über die Reinigkeit der deutschen Sprache und über die Beförderungsmittel ders., 1795; Eine Ortsbeschreibung der Stadt Calbe, 1799; Geschichte der niedersächsischen oder sog. plattdeutschen Sprache, vornehmlich bis auf Luthers Zeiten, 1800.

Nachlaß: Staatsbibliothek Berlin, Preußischer Kulturbesitz.

Literatur: ADB 15, 754; Hamberger/Meusel Bde 4, 10, 14 (W); Charakteristik einiger jetzt lebender preußischer Geistlichen, 1796; Christian Gottlieb Jöcher, Allgemeines Gelehrten-Lexikon, Bd. 3, 1810, Sp. 342–348 (W); Hugo Holstein, Die Bibliothek des Klosters Berge, in: GeschBll 18, 1883, 30–34; ders., Johann Adam Steinmetz, Abt des Klosters Berge, in: GeschBll 21, 1886, 303.

Archivalien: Archiv des Bördemuseums Ummendorf.

Hanns Schwachenwalde

letzte Änderung: 19.11.2004