Thiemich, Paul Wilhelm Albert Martin, Prof. Dr. med. habil.
geb. 25.11.1869 Breslau,
gest. 16.02.1920 Leipzig,
Arzt.

Der Sohn eines Oberlehrers studierte nach dem Besuch des Maria-Magdalena-Gymnasiums in Breslau dort von 1889 bis 1893 Medizin und promovierte 1894. T. war anschließend bis 1902 Assistenzarzt bei Adalbert Czerny in Breslau, bei dem er 1900 auch habilitierte. Ab 1902 arbeitete er als Privatdozent in eigener Praxis, wurde 1903 Schularzt in Breslau und übernahm 1906 ebenfalls dort die Leitung der Milchküche mit täglichen Mütterberatungen. Ab 01.01.1908 war T. Leiter der Kinderabteilung des Krankenhauses Magdeburg-Altstadt und als Städtischer Kinderarzt tätig. Titular-Professor T. setzte mit großem Elan die Bemühungen seines Vorgängers Arthur Keller zur Senkung der Säuglingssterblichkeit fort und hielt die klinisch tätigen Ärzte an, in den Mütterberatungsstellen der Stadt wirksam zu werden. Herausragende Publikationstätigkeit folgte. Am 01.04.1913 wurde T. zum Ordinarius für Kinderheilkunde und Direktor der Universitäts-Kinderklinik Leipzig berufen. Seine frühen grundlegenden Arbeiten zu Erkrankungen des Zentralnervensystems ließen ihn zum Mitbegründer der Neuropädiatrie werden.

Werke: Die städtische Säuglingsfürsorge in Magdeburg, in: Ergebnisse der Säuglingsfürsorge, H. 1, 1908; ebd. H. 3, 1909 (mit Paul Lindemann); Funktionelle Erkrankungen des Nervensystems, Erkrankungen der Meningen, in: Hdb. der Kinderheilkunde, Bd. 4, 1910, 288–383 und 384–426; Entwicklung und Betrieb von Beratungsstellen für Säuglinge und Mütter, 1913 (mit Bruno Oskar Deckert).

Literatur: A. Frank/Arthur Keller, Nachruf M. T., in: Monatsschrift für Kinderheilkunde 21, 1921, 1f.; Wilhelm Thal, Zur Entwicklung der Kinderheilkunde in Magdeburg, in: Magdeburger Blätter 1991, 77–90.

Bildquelle: Universitäts-Kinderklinik Magdeburg, *Karl-Sudhoff-Institut für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften der Universität Leipzig.

Wilhelm Thal

letzte Änderung: 23.02.2005