Keller, Karl Richard Arthur, Prof. Dr. med.
geb. 31.12.1868 Salkau/Provinz Brandenburg,
gest. 12.12. 1934 Berlin,
Arzt.

Aus angesehener Kaufmannsfamilie stammend, besuchte K. das königliche Pädagogium in Züllichau. Nach dem Abitur 1887 studierte er Medizin in Halle und Breslau. Dem Staatsexamen 1896 folgte bis 1902 die Tätigkeit als Assistenzarzt an der Universitäts-Kinderklinik Breslau unter Adalbert Czerny. Hier erwarb er sich große Verdienste in der Ernährungsforschung und gründete die Monatsschrift für Kinderheilkunde 1902 übernahm er die Leitung der Kinderheilstätte Wyk/Föhr. 1904 habilitierte er sich in Breslau. Ab 1903 war K. (mit kurzer Unterbrechung in Halle) in Magdeburg tätig. Er ließ sich 1905 als Kinderarzt nieder und gründete und leitete eine Milchsterilisierungsanstalt. 1906 wurde K. als Städtischer Kinderarzt und zugleich als Oberarzt der Säuglingsabteilung in die Krankenanstalt Magdeburg-Altstadt berufen. Erstmalig in Deutschland wurde somit die kurative und prophylaktische kinderärztliche Tätigkeit in einer Person vereinigt. Besondere Verdienste erwarb sich K. in Magdeburg durch unentgeltliche Fürsorgesprechstunden, bei der ärztlichen Aufsicht der Milchsterilisierung, der Einrichtung einer Milchküche in der Krankenanstalt Altstadt sowie der Gründung der klinischen Säuglingsabteilung. 1908 erfolgte die Berufung zum Direktor des Kaiserin-Auguste-Viktoria-Kinderkrankenhauses in Berlin und die Ernennung zum Professor. Durch Intrigen verlor K. 1911 diese Stellung, wurde aber später rehabilitiert. Bis 1926 arbeitete K. als niedergelassener Kinderarzt in Berlin. 1926 wurde er Stadtoberschularzt in Berlin-Mitte und übernahm 1932 die Leitung eines Spezialdezernates für geistig abnorme und behinderte Kinder. Im April 1934 trat er in den Ruhestand. K. war Mitbegründer der Sozialen Pädiatrie in Deutschland und Pionier der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Er zeichnete sich durch eine rege wissenschaftliche Publikationstätigkeit aus.

Werke: Des Kindes Ernährung, Ernährungsstörungen und Ernährungstherapie, Hdb. für Ärzte (2 Bde), 1906 und 1917 (mit Adalbert Czerny); Säuglingsfürsorge und Kinderschutz in den europäischen Staaten, 1912 (mit Christian Jasper Klumker).

 Literatur: NDB 11, 433; Adalbert Czerny, Prof. A. K., Nachruf, in: Jb. für Kinderheilkunde, Bd. 34, 1935, 126; Manfred Stürzbecher, Zum 100. Geburtstag von A. K., in: Medizinische Monatsschrift 22, 1968, 544–549; Wilhelm Thal, Zur Entwicklung der Kinderheilkunde in Magdeburg, in: Magdeburger Blätter, 1991, 77–90; Annette und Nils Wuttke, Prof. A. K. – Sein Wirken in Magdeburg, Diss. Magdeburg 1991; Wilhelm Thal/Annette und Nils Wuttke, A. K. (1868–1934) – Wegbereiter der modernen Säuglingsfürsorge in Magdeburg, in: Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 5, 1994, Nr. 8, 63–66.

Bildquellen: Universitäts-Kinderklinik Magdeburg; *Sammlung Wilhelm Thal, Zerbst (privat).

Wilhelm Thal

letzte Änderung: 09.02.2005