Behrendt, Christian
geb. 10.03. 1819 Wanzleben,
gest. 22.06.1902 Drosedow bei Kolberg,
Schmiedemeister.

B. war der Sohn des 1852 verstorbenen Fahnenschmiedes Christoph B., der aus Potsdam nach Wanzleben eingewandert war. Nach Lehre und eigener Wanderschaft machte sich B. um 1848 in Wanzleben selbständig und spezialisierte sich später auf den Pflugbau. 1852 führte B. auf einer Veranstaltung des Landwirtschaftlichen Vereins Halberstadt von ihm entwickelte Tiefkulturpflüge vor, die alsbald als “Wanzleber Pflüge” in den Rübenbaugebieten Mittel- und Osteuropas bekannt und berühmt wurden. Diese Pflüge verkörperten die maximal mögliche Entwicklung eines Gespannpfluges zur Erzielung der tiefen Bodenkultur. Die Konstruktion beruhte im Grundsatz auf dem schon in den 1830er Jahren von den Gebrüdern Wewerka in Böhmen eingeführten “Ruchadlo”, der die längst betriebene manuelle Spatenkultur der Zichorien- und Rübenböden rationalisieren sollte. Nach Verbesserungen, z. B. durch Otto in Mertschütz/Schlesien, der 1850 während der 13. Versammlung der deutschen Land- und Forstwirte in Magdeburg damit Erfolge feierte, übertraf der auf diesen Vorleistungen basierende “Wanzleber Pflug” alle Vorgänger. Auf Schwarzerdeböden (nur auf solchen!) bewirkte der neue Pflug die höchstmögliche Krümelung des Bodens bis in große Tiefe. Dieses Ergebnis entsprach um die Mitte des 19. Jahrhunderts weitgehend den Erwartungen mitteldeutscher Landwirte, die bis dahin in der manuellen “Magdeburger Spatenkultur” das “Ideal vollkommener Bodenkultur” erreicht sahen. Auf landwirtschaftlichen Ausstellungen in Mitteleuropa sind die “Wanzleber Pflüge” B.s vielfach und vor anderen prämiert und ausgezeichnet worden. Auf der Weltausstellung 1873 in Wien erhielt B. dafür die höchstmögliche Auszeichnung. “Wanzleber Pflüge” waren in den Rübenanbaugebieten bis Ende des 19. Jahrhunderts bevorzugte Bodenbearbeitungsgeräte, die erst durch die Einführung der Dampfpflüge an Bedeutung verloren. 1889 gab B. seine Werkstatt auf und verließ Wanzleben. Der Schmiedemeister Friedrich Refert erwarb 1890 den Firmennamen und die Referenzen B.s und betrieb nun seine Werkstatt als Pflugfabrik Christian Behrendt, Nachfolger Friedrich Refert. Die früheste Abbildung des “Wanzleber Pfluges” befindet sich auf einem Pastell von Werner Nolopp von 1864 (im Börde-Museum Ummendorf). Den Herstellern der Pflüge ist in Wanzleben 1987 ein Denkstein errichtet worden.

Literatur: Emil Perels, in: Fühlings landwirtschaftliche Zeitung 25, 1876, 308; Heinz Nowak, Der sog. “Wanzleber Pflug” als kennzeichnende Erscheinung in der agrarischen Gesamtentwicklung der Magdeburger Börde, Ms. 1969 (Börde-Museum Ummendorf); ders., Wanzleben – Dorf, Amt und Stadt. Ein Abriß, Ms. 1988 (Börde-Museum Ummendorf); Börde-Museum Ummendorf: Materialsammlung und Forschungskartei.

Heinz Nowak