Sachse, Werner
geb. 10.01.1815 Neuhaldensleben,
gest. 21.03.1901 Neuhaldensleben,
Jurist, Kommunalpolitiker.

S. war der Sohn des Justizkommissars Johann Christian S. aus Neuhaldensleben. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Halle wurde er als junger Gerichtsassessor von den Stadtverordneten 1843 zum Bürgermeister von Neuhaldensleben gewählt. In der Zeit von 1843 bis 1867 stand er an der Spitze des Magistrats. Es gelang ihm, die komplizierten Aufgaben in der Revolutionszeit 1848/49 zum Wohle der Stadt und ihrer Bürger zu lösen. So konnten die Teuerung des Jahres 1847 gemildert, die Unruhen im Jahre 1848 verhindert und die Auswirkungen der Choleraepidemie des Jahres 1850 in kurzer Zeit überwunden werden. Er führte in der Landwirtschaft die Separation zu Ende, setzte sich für eine bessere Verkehrsanbindung der Stadt ein, indem er den Chausseebau förderte, und ließ eine einheitliche Straßenbeleuchtung installieren. Seine zweite Wiederwahl zum Bürgermeister wurde von der preußischen Regierung 1867 nicht bestätigt, so daß er seinen Abschied nehmen mußte. Als linker liberaler Abgeordneter des preußischen Landtages hatte er gegen die Militärvorlagen Otto von Bismarcks gestimmt. Die Bürger vertrauten ihm dennoch und wählten ihn 1869 zum Stadtverordneten (bis 1890). Er gehörte 1866 dem Preußischen Abgeordnetenhaus für den Wahlkreis Wolmirstedt-Neuhaldensleben sowie dem Landtag der Provinz Sachsen an. 1880–85 war er dessen Alterspräsident. S. hatte wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Stadt Haldensleben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Bürger gaben ihm den Ehrennamen “Vater der Stadt”.

Literatur: Hermann Kalkhoff (Hg.), Nationalliberale Parlamentarier 1867–1917 des Reichstages und der Einzellandtage, 1917, 235; Stadtanzeiger Haldensleben 34, 1998, 5; ebd. 44, 1998, 3; ebd. 8, 1999, 6.

Archivalien: Kreis/StadtA Haldensleben: Rep. IV, I.3a, 12–14, II.1b, 35–40.

Bildquelle: *Dieter Bollmann, Haldensleben (privat).

Dieter Bollmann