Wahrendorf, Friedrich Andreas Günter
geb. 04.09.1927 Erxleben/Kreis Neuhaldensleben,
gest. 14.05.1990 Haldensleben,
Eisenbahnangestellter, Heimatschriftsteller.

W., Sohn des Fleischermeisters Friedrich W. und dessen Ehefrau Helene, nahm nach der Schule eine Lehre bei der Haldensleber Eisenbahn-Gesellschaft auf. 1944 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen, ging er danach als Freiwilliger zur Wehrmacht. Er geriet in englische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr 1947 arbeitete er wieder bei der Bahn als Fahrdienstleiter auf dem Erxlebener Bahnhof. 1959 wurde er Buchhalter in der PGH-Bau in Erxleben und war dort sowie im Nachfolgebetrieb VEB Hochbau Haldensleben bis 1988 als ökonomischer Leiter tätig. Mit Beginn des Jahres 1989 arbeitete er verkürzt, um mehr Zeit für seine schriftstellerische Tätigkeit zu haben. W. lag besonders der Erhalt der niederdeutschen Sprache am Herzen. Als sein bedeutendstes Werk ist der erste plattdeutsche Nachkriegsroman “Aantenfloot un Räubensluck” (1987) mit seinem zweiten Teil “Ok Hexen dragen Pettikos” (1997) anzusehen. Erzählt werden in einer Art Chronik Begebenheiten im täglichen Leben eines Bördedorfes in den Jahren 1947–50 und 1960. In seiner Freizeit widmete sich W. dem Theaterspiel sowie der Erforschung der Heimatgeschichte. In den Jahresschriften des Kreismuseums Haldensleben publizierte er diverse Beiträge über das Schaffen des Wagnersängers Albert Niemann und über die Erxlebener Dorfgeschichte. W.s Theaterleidenschaft fand 1957–65 ihren Höhepunkt. So inszenierte er mit dem Erxlebener Dorftheater in diesen Jahren: “Die spanische Fliege” (Arnold & Bach), “Arrikesleua” (eigenes Stück), “Taillenweite 68” (Lucke), “Wilhelm Tell” (Schiller), “Der Richter von Zalamea” (Calderon), “Die lustigen Weiber von Windsor” (Shakespeare), “Götz von Berlichingen” (Goethe), “Der Diener zweier Herren” (Goldoni) und “Lumpacivagabundus” (Nestroy). 1963 konnte der Regisseur W. seine Erfahrungen auf dem Bundeskongreß des Kulturbundes in Berlin darlegen. 1964 wurde ihm die Johannes-R.-Becher-Medaille in Silber verliehen. W. arbeitete jahrelang als Vorsitzender der Ortsgruppe des Kulturbundes in Erxleben.

Werke: s. o.; Der Ehrengast, 1962; Saskia un annere Frunslühe, in: Christian Prowatke (Hg.), In’n Wind gahn, 1987; De Iehrengast, 1989; Twee Vöggels mit Namen Wendehals, 1990; Sunniger Harwest, 1991; mehrere Beiträge in: Jürgen Schierer (Hg.), Twischen Harz un Madeborch. Plattdeutsch aus Vergangenheit und Gegenwart, 1991, 332–353.

Nachlaß: Familie W., Erxleben (privat)

Literatur: Nachruf, in: Volksstimme Haldensleben vom 16.05.1990.

Bildquelle: *Familie W., Erxleben (privat)

Ulrich Wahrendorf