Bruschke, Werner
geb. 18.08.1898 Magdeburg,
gest. 17.02.1995 Halle,
Schlosser, Politiker.

In einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie in Magdeburg-Buckau aufgewachsen, wurde B. nach der Schulentlassung 1912 ein sehr aktives Mitglied der Arbeiterjugend, der Jugendgruppe des Deutschen Metallarbeiterverbandes und des Turnvereins Fichte” im Arbeiter-Turn- und Sportbund. Anfang 1917 zum Militär eingezogen, war er an den letzten verlustreichen Offensiven in Flandern und Nordfrankreich beteiligt. Im Februar 1919 demobilisiert, arbeitete er bis 1927 in seinem erlernten Beruf. Als Betriebsratsmitglied der Magdeburger Werkzeugmaschinenfabrik nahm er 1925 an einem fünfmonatigen Kurs an der Heimvolkshochschule Schloß Tinz bei Gera teil. 1927 wurde er hauptamtlicher Sekretär des Bezirksverbandes der Sozialistischen Arbeiterjugend. Der Preußische Landesausschuß der Jugendverbände wählte ihn zum Vorsitzenden. Ab 1931 war er hauptamtlicher Sekretär der SPD-Bezirksleitung Magdeburg für Finanzen, Jugend, Bildung und Kommunalpolitik. Als Organisator und Redner engagierte er sich stark in den Abwehrkämpfen gegen den Nationalsozialismus In der letzten Phase der Weimarer Republik gehörte er kurz dem Stadtparlament und dem Provinziallandtag an. Unmittelbar vor der Besetzung des Bezirksparteibüros Anfang Mai 1933 rettete B. die Vermögenswerte, Adressenlisten, Büromaschinen usw. vor dem Zugriff der SA. Die Gelder halfen in den nächsten Jahren, im Rahmen eines von ihm und Ernst Lehmann aufgebauten illegalen Kontaktnetzes im SPD-Bezirk Magdeburg-Anhalt, die Familien Inhaftierter zu unterstützen und die Untergrundtätigkeit zu finanzieren. Anfängliche Kontakte zum emigrierten Parteivorstand in Prag wurden bereits im Herbst 1933 abgebrochen. Nach einer vierwöchigen Untersuchungshaft Anfang 1934 stand B. unter Polizeibeobachtung. Trotz wiederholter Haussuchungen und Gestapo-Verhören, die vornehmlich den verschwundenen Parteigeldern galten, gelang es B. gemeinsam mit Lehmann, sechs Jahre lang bis zu ihrer endgültigen Verhaftung im Januar 1939 ihr illegales Untergrundnetz mit etwa 50 Kontakten im Bezirk aufrecht zu erhalten. Vom Landgericht Magdeburg im Juli 1941 zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, wurde B. noch im Gericht von der Gestapo übernommen und in das Konzentrationslager Sachsenhausen überführt. Ende 1942 kam er mit einem Invalidentransport in das Konzentrationslager Dachau. Nach der Befreiung durch amerikanische Truppen kehrte B. im Juni 1945 nach Magdeburg zurück. Als einer von wenigen führenden Sozialdemokraten im Bezirk zur Zusammenarbeit mit der KPD bereit, wurde der Bezirkssekretär der SPD 1946 zunächst Präsident des Regierungsbezirkes Magdeburg, ab Dezember 1946 Finanzminister von Sachsen-Anhalt, 1948/49 gemeinsam mit Bernhard Koenen Vorsitzender des Landesverbandes der  SED Sachsen-Anhalts und 1949 bis zur Auflösung der Länder in der DDR Ministerpräsident Sachsen-Anhalt. Er war auch Mitglied der Volkskammer und gehörte 1950–54 dem Zentralkomitee der SED an. 1955 trat er angeblich aus gesundheitlichen Gründen von allen Funktionen zurück und lebte bis zu seinem Tod, nahezu erblindet, in Halle.

Werke: Episoden meiner politischen Lehrjahre, 1979; Für das Recht der Klasse, für die Macht der Arbeiter und Bauern, 1981 (*B).

Literatur: Wer war wer DDR, 118; Sammlung Beatrix Herlemann, Hannover (privat).

Beatrix Herlemann

letzte Änderung: 02.02.2005