Vater, Albert
geb. 17.03.1859 Soldin/Neumark,
gest. 07.02.1923 Magdeburg (Suizid),
Nagelschmied, Parteifunktionär.

Nach mehrjähriger Wanderschaft kam V. 1885 nach Magdeburg, zunächst arbeitete er als Schmied in der Firma Otto Gruson. Er engagierte sich stark im Deutschen Metallarbeiterverband und in der sozialdemokratischen Bewegung noch während des Sozialistengesetzes. V. organisierte unter den Augen der Polizei 1898 eine verbotene Feier zum 1. Mai und gehörte 1900 zu den Gründern des Sozialdemokratischen Vereins in Magdeburg, dessen Vorsitzender er 1904–06 war. Auch an der Gründung des Bezirksverbandes 1905/06 hatte er maßgeblichen Anteil. Da die meisten Lokalbesitzer der Sozialdemokratie ihre Säle für Versammlungen verweigerten, übernahm V. selbst eine Gaststätte. Stets auf dem linken Flügel der Partei stehend, befürwortete er in der 1905 besonders heftig geführten Debatte den politischen Massenstreik. Von 1908 bis 1910 vertrat er die SPD im Stadtparlament. Er gehörte zu den Gegnern der Kriegskreditbewilligungen und im April 1917 zu den Gründern der USPD-Ortsgruppe Magdeburg, deren Vorsitzender er wurde. Der Arbeiter- und Soldatenrat der Stadt bestimmte ihn 1918 zum Beigeordneten des Polizeipräsidenten. Im Februar 1919 gehörte er mit den Angehörigen des Spartakusbundes Jacob Draisbach, Karl und Else Reimann und dem zum Ortsvorsitzenden bestimmten Karl Baier zu den Gründern der Ortsgruppe Magdeburg der KPD. V. wurde deren Sekretär und bald auch Bezirksleiter der Ortsgruppe. 1921 wegen der Geiselnahme des Reichsjustizministers Otto Landsberg im April 1919 des Hochverrats angeklagt, nahm er sich in der Haft das Leben.

Literatur: Quellensammlung zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Bezirk Magdeburg, Tl. l 1970, 81–83 (B), Tl. 2 1990, 53; Helmut Asmus, Geschichte der Stadt Magdeburg 1975, 238 u.ö.; Maren Ballerstedt, Er vertrat stets die linke Politik, in: Volksstimme Magdeburg vom 17.03.1989 (B); Ingrun Drechsler, Die Magdeburger Sozialdemokratie vor dem I. Weltkrieg, 1995, 122 u.ö.

Bildquelle: *StadtA Magdeburg.

Beatrix Herlemann

letzte Änderung: 28.09.2004