Landsberg, Otto, Dr.
jur., Dr. phil. |
L., Sohn eines Tierarztes, besuchte das Gymnasium in Ostrowo/Posen und studierte Jura in Berlin. 1890 wurde L. Mitglied der SPD. Er ließ sich 1895 bis 1919 als Rechtsanwalt in Magdeburg nieder und war dort von 1903 bis 1909 auch als Stadtverordneter tätig. 1912 eroberte er den Wahlkreis Magdeburg, zog in den Reichstag und wurde dort Sprecher der SPD- Fraktion für juristische Fragen. 1918 wurde er als einer der drei mehrheitssozialistischen Mitglieder neben Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann in den “Rat der Volksbeauftragten” berufen. 1919– 20 in die Nationalversammlung gewählt, wurde er Justizminister der Reichsregierung und gehörte zur Verhandlungsdelegation des “Versailler Vertrages”. 1920–24 war L. deutscher Gesandter in Brüssel, gehörte ab 1924 für Magdeburg wieder dem Deutschen Reichstag an und arbeitete seit dem gleichen Jahr als Rechtsanwalt in Berlin. Er war Rechtsvertreter Eberts beim Reichspräsidentenprozeß in Magdeburg. 1933 emigrierte der Jude L. in die Niederlande. Dort blieb er auch nach dem Krieg. L. hatte bedeutenden Anteil am Wachsen und Werden der Sozialdemokratie in Magdeburg. Er widmete sich der Bildung der Arbeiter, unterstützte die Partei organisatorisch und vertrat die Sozialdemokraten in allen Rechtsfragen, auch vor Gericht.
Nachlaß: Bundesarchiv Koblenz.
Literatur: NDB 13, 514f.; Bio Hdb Emigr 1, 415; Wolfgang Benz/Hermann Graml (Hg.), Biographisches Lexikon zur Weimarer Republik, 1988, 199; Wilhelm Heinz Schröder, Sozialdemokratische Parlamentarier in den Deutschen Reichs- und Landtagen 1867–1933, 1995, 576; Ingrun Drechsler, Die Magdeburger Sozialdemokratie vor dem I. Weltkrieg, 1995, 9 u.ö.
Bildquelle: *AdsD Bonn.
Ingrun Drechsler