J. war Sohn des Otto J., Vorsteher und Pfarrer am evangelischen Diakonissenhaus Halle. Nach dem Besuch des städtischen humanistischen Gymnasiums studierte er bis 1898 evangelische Theologie in Halle und Berlin. Nach dem Militärdienst und einer Lehreranstellung am Rauhen Haus in Hamburg wurde er 1902 Hilfsprediger am Dom in Merseburg. Ab 1905 war J. als Pfarrer in Hohenlohe/Kreis Merseburg, ab 1916 als Superintendent in Hohengöhren/Altmark und seit Dezember 1925 als Oberpfarrer und Superintendent in Gommern tätig, zuständig auch für die Kranken evangelischen Glaubens des Krankenhauses Vogelsang. Basis des Lebens und Wirkens von J. war sein tiefer christlicher Glaube, der ihn beständig bewegte, die Gemeindearbeit auf vielfältige Weise zu beleben. Dabei stieß er nicht immer auf die von ihm erhoffte Resonanz. Das Eintreten für Gerechtigkeit und Wahrheit zeichnete ihn aus. Neben seiner beruflichen Tätigkeit widmete er sich heimatgeschichtlichen und naturkundlichen Wissensgebieten. Er war national gesinnt und dem völkischen Gedankengut der 1920er und 1930er Jahre idealistisch verbunden. Äußerungen über die “Endlichkeit menschlicher Regime im Gegensatz zu Gottes Reich” brachten ihn 1934 in Konflikt mit dem nationalsozialistischen Staat und der damaligen Kirchenleitung. Sogenannte Schutzhaft durch die Gestapo und Predigtverbot waren die Folge. Nach einer kurzen Zeit als Hilfsprediger an verschiedenen Orten der Provinz Sachsen wurde er 1935 rehabilitiert. Aus gesundheitlichen Gründen trat er 1937 in den Ruhestand und siedelte nach Blankenburg über. Aufgrund der politischen und kircheninternen Erfahrungen war in seinen späteren Aufzeichnungen und Veröffentlichungen in der von ihm herausgegebenen Kirchenzeitung Neues Leben eine gewisse Resignation zu spüren, die er erst im Ruhestand überwand. Er widmete sich wieder seinen vielseitigen Interessen. In dieser Zeit übersetzte er das für die Geschichtsforschung im Magdeburger Raum wichtige Werk von Justus Christianus Thorschmidt “Antiquitates Plocenses et adjunctarium Prezzin et Elbenav Burggravatius Magdeburgici dioeceseos Gomeranae” (1725) aus dem Lateinischen, das unter dem Titel “Altertümer von Plötzky, Prezzin und Elbenau” 1939 im Verlag von August Hopfer in Burg erschien.

Werke: s.o.

Nachlaß: Dorothea Kreidel, geb. J., Borken/Münster.

Archivalien: AKPS: Rep. A, Spec. P, J 42 I + II (PA).

Jürgen Knüpfer