König, Paul Lebrecht, Dr. med. h.c.
geb. 20.03.1867 Rohr bei Suhl/Thüringen,
gest. 08.09.1933 Gnadau bei Schönebeck,
Seemann, Korvettenkapitän.

 Der Sohn des evangelischen Pfarrers Albert K., dessen Vorfahren aus Calbe an der Saale stammten, wuchs zunächst am Wirkungsort seines Vaters in Rohr bei Suhl auf. Bereits 1872 siedelte die Familie in Folge der krankheitsbedingten vorzeitigen Emeritierung Albert K.s von Thüringen nach Gnadau bei Schönebeck über, wo der junge K. seine Kindheit in der Siedlung der Herrnhuter Brüdergemeine verbrachte. 1878 wurde er in die Franckeschen Stiftungen in Halle/Saale aufgenommen und besuchte dort bis 1883 das Lateinische Gymnasium. Gegen den Willen seiner Eltern entschied er sich im Alter von 16 Jahren für eine Laufbahn zur See und fuhr zunächst als Schiffsjunge und Steuermann auf bremischen Seglern. 1892-94 absolvierte die Navigationsschule in Bremerhaven-Geestemünde und erhielt 1894 das Kapitänspatent. Von 1896 bis zum Ausbruch des I. Weltkrieges war er Angehöriger des Norddeutschen Lloyd in Bremen und wurde zunächst auf vielen Überseerouten als Wachoffizier und ab 1911 als Kapitän verschiedener Schiffe eingesetzt. Nach Kriegsbeginn wurde K. als Kapitänleutnant der Reserve zur kaiserlichen Marine eingezogen und diente als Wach- und später als erster Offizier auf dem Linienschiff „Brandenburg“, das zum Küstenschutz in der Nord- und Ostsee abkommandiert war. Nach kurzen Einsatz bei der 2. Matrosen-Division wechselte K. im Januar 1916 zur U-Boots-Schule. Im Frühjahr erfolgte seine Freistellung von militärischen Pflichten. – K. erlangte internationale Bekanntheit als Kapitän des ersten Handels-U-Boots „U-Deutschland“, dessen Kommando er im Juni 1916 erhielt. Als Antwort auf die englische Blockade der deutschen Küsten war bereits 1915 durch den Norddeutschen Lloyd und die Deutsche Bank die Deutsche Ozean Rheederei G.m.b.H. (DOR) gegründet worden, deren Aufgabe in der Beschaffung von kriegswichtigen Rohstoffen für die deutsche Wirtschaft bestand. Zu diesem Zweck wurden auch deutsche U-Boote als Handelsschiffe gebaut und mit ziviler Besatzung bemannt. K. gelang es 1916 zweimal unter verschärften Blockadebedingungen mit der „U-Deutschland“ Amerika zu erreichen und anschließend erfolgreich nach Bremen zurückzukehren. Im Juli 1916 lief K. mit 750 t Farbstoffen und medizinischen Chemikalien den Hafen von Baltimore an und führte auf der Rückfahrt 348 t Kautschuk (davon 257 t außenbords), 341 t Nickel und 93 t Zinn nach Deutschland zurück. Von der insgesamt 4.200 Seemeilen langen Rückreise, die 25 Tage dauerte, wurden 100 Seemeilen unter Wasser zurückgelegt. Allein der Erlös aus dem Verkauf des Kautschuks betrug ca. 17,5 Mio. Reichsmark und deckte den Kriegsbedarf für sechs Monate. Eine weitere erfolgreiche Fahrt in die USA wurde im Oktober 1916 unternommen, bei der die „U-Deutschland“ den Hafen von New London ansteuerte und Mitte Dezember 1916 wohlbehalten wieder in Bremen eintraf. Für seine Leistungen erhielt K. hohe Auszeichnungen (Hohenzollernscher Hausorden, EK I. Klasse) sowie den Ehrendoktortitel der medizinischen Fakultät der Universität Halle. Dem taktischen und technischen Erfolg der deutschen Seekriegsführung im I. Weltkrieg blieb jedoch nach dem Kriegseintritt der USA die strategische Wirksamkeit weitgehend versagt. K. führte bis Kriegsende als Halbflottillenchef eine Gruppe von Sperrbrechern. Danach war er in der Marineleitung tätig, die er 1920 als Korvettenkapitän verließ, um als Abteilungsleiter und später als Prokurist wieder für den Norddeutschen Lloyd zu arbeiten. Nach seinem Abschied im Jahre 1931 unternahm er im Winter 1931/32 eine Vortragsreise durch die USA. Anschließend kehrte K. nach Gnadau bei Schönebeck zurück, um dort seinen Ruhestand zu verbringen. Er bewohnte die von ihm neu erbaute und im Volksmund nach ihm benannte „Villa König“. Nach seinem frühen Tod wurde er auf seinen Wunsch hin auf dem Gottesacker der Herrnhuter Brüdergemeine beigesetzt.

Literatur: Otto Weddigen, Das erste Handels-UnterseebootDeutschland“ und sein Kapitän P. K. Nach amtlichen, Zeitungs- und anderen Nachrichten, 1916.

 Internet: http://www.mk-schoenebeck.de/kaptpaulkoenig.htm

 Bildquelle: *Marinekameradschaft „Paul König“, Schönebeck/Elbe.

Guido Heinrich

 letzte Änderung: 02.08.2006