Bothe, Albert
geb. 28.12.1875 Magdeburg,
gest. 29.03.1963 Mengkofen,
Kunstmaler, Graphiker, Buchgestalter, Dozent

B. war das vierte von sechs Kindern des Magdeburger Kaufmannes August B. und Enkel des Rektors der Magdeburger 1. Mittleren Töchterschule Traugott B. Seine Mutter Wilhelmine stammte aus der angesehenen, Ende des 17. Jahrhunderts nach Magdeburg eingewanderten Hugenottenfamilie Bonte. Der Vater hatte auf dem Breiten Weg und später am Alten Markt eine Garn-, Band-, Posamentierwarenhandlung en gros et en detail, die er gemeinsam mit seinem Bruder und Teilhaber Albert B. betrieb. Nach dem Tode des Bruders 1879 eröffnete August B. 1884 ein Schreib-Unterrichts-Institut. Durch die Heirat trat das Mitglied der evangelischen St. Jacobi-Gemeinde zur Wallonisch-Reformierten Kirche über. Auch sein Sohn wurde reformiert getauft. – B. besuchte bis zur Obertertia die Oberrealschule in Magdeburg. Nach dem Tode des Vaters 1886 und der Mutter 1889 nahmen seine Vormünder Jean Bonte und Wilhelm Eduard Bode den jungen Mann Ostern 1890 von der Schule. B. absolvierte in seiner Heimatstadt eine vierjährige Malerlehre und besuchte zusätzlich die Zeichenklasse der Magdeburger Kunstgewerbe- und Handwerkerschule. Ab 1894 arbeitete er in Hannover und studierte an der dortigen Kunstschule. 1896 siedelte er nach München über, leistete in Metz seinen Militärdienst ab und lebte von 1898 bis 1900 in Berlin, wo er an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums bei Prof. Eckmann studierte (Jugendstil, Glasfenster, Tapeten, Teppiche, Bucheinbände, Wandteppiche) und nebenher bei Borenstein sowie Gatemann & Kellner Dekorationen und Kirchenfenster entwarf. Zudem belegte er universitäre Anatomie-Kurse bei Rudolf Virchow. An den Berliner Aufenthalt schlossen sich eine Reise über die Schweiz nach Paris mit einem halbjährigen Studium an der Académie Julian und der Ècole Colarossi und eine weitere Reise über Südfrankreich nach Italien an. 1901 nahm B. bei Walter Thor und Carl Marr an der Königlichen Kunstakademie in München ein Studium auf und war von 1902 bis 1905 Meisterschüler Otto Gussmanns an der Dresdener Kunstakademie. Dort gewann er „Erste Preise" sowie Gold- und Silbermedaillen für seine Arbeiten. Er entwarf die Sakristeifenster der Christuskirche in Dresden-Strehlen und war an der Ausmalung der Lukaskirche in Dresden und des Burschenschaftsdenkmals in Eisenach unter Otto Gussmann beteiligt. 1906 trat er als 1. Entwerfer in die Kunstanstalt für Glasmalerei von Josef Scherer in Berlin ein. 1908 heiratete er Paula Liebscher aus Dresden, mit der er zwei Söhne hatte. Ab 1909 war B. als Dozent an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Breslau tätig. Hier wurde er auch Mitglied einer Freimaurerloge. Den Ersten Weltkrieg erlebte er als Soldat (EK II). Zeitweise war er als Kartograph, 1917/18 auch als Illustrator und Karikaturist für die Kriegszeitung der 7. Armee tätig. 1924 wurde er – wieder Dozent – im Zuge von staatlichen Sparmaßnahmen an der Breslauer Kunstgewerbeschule in den Wartestand versetzt, der erst mit der Pensionierung im Jahre 1939 endete. Deshalb arbeitete er als freier Künstler und zeitweise als Entwerfer für die Breslauer Glasmalerei Adolph Seiler und für Karstadt in Hamburg. Er war an mehreren Ausstellungen mit Bucheinbandgestaltungen und Gebrauchsgraphik in Breslau beteiligt. 1945 floh B. aus Breslau nach Ballenstedt, wo er unter anderem für die Glasmalerei Ferd. Müller in Quedlinburg Kirchenfenster entwarf. Sehenswert in ihrer Farbigkeit sind die von B. 1947/48 entworfenen und in Dessau verwirklichten Glasmalereien „Geburt Christi" und „Kreuzigung Christi" in der Auferstehungskirche. 1947 zog B. mit seiner Frau nach Mengkofen in Niederbayern.

Werke: Schriften: Über Malerei, in: Die Kunstschule. Illustrierte Monatsschrift für Kunst und Kunstpflege, H. 12 (1924), S. 334-337 (mit 8 Studien: Straße; Heuernte; Rast; Blick aus dem Fenster; Straße in Breslau; Tod an der Kirchhofsmauer; Bayerischer Bauernkopf; Vertriebene; Inneres der Kirche zu Marle) – Malerei: Triumphbogen mit einer Darstellung der Bergpredigt in der Kirche Neusalza-Spremberg (1903, restauriert 1999); Salome, (Öl, 1903, seit 1945 verschollen); Die 6 Erdteile. Fassadenmalerei am Geographischen Institut in Breslau (1927); Apokalypse (Öl, 1960); Entwürfe für die Glasmalerei Adolph Seiler in Breslau; Porträts der Familien Bothe, Schlüter, Stephan und Wacke; Landschafts- und Städteaquarelle, Ölgemälde, Buchillustrationen – Buchgestaltung: Otto W. Gail, Der Stein vom Mond, 1926.

Nachlaß: Wulf B., Norderstedt (privat).

Literatur: Vollmer 1, S. 278; Saur AKL 13, S. 243; Jugend. Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben, Nr. 32 (1914); Elzbieta Gajewska-Prorok/ Slawomir Oleszczuk (Hg.), Witraze na Slasku XIX i pierwsza polowa XX  wieku. [Glasmalereien in Schlesien 19. und erste Hälfte 20. Jahrhundert], 2001, S. 14; Magda Lawick, Zapominiana Pracownia Wroclawski Instytut Witrazowy Adolpha Seilera (1846-1945) [Das Institut für Glasmalerei von Adolph Seiler in Breslau], 2002, S. 61, 114 und 140; Wulf Bothe (Hg.), A. B.: Autobiogaphisches und Werke, Ms. 2006 (Stadtarchiv Magdeburg).

Bildquelle:* Wulf B., Norderstedt (privat).

Wulf Bothe / Heike Kriewald

letzte Änderung: 06.06.2006