Dietzsch, Hugo Karl Eduard
geb. 16.12.1877 Merseburg,
gest. 24.02.1949 Magdeburg,
Mechanikermeister, Unternehmer.

Der Sohn des Chausseewärters Friedrich D. besuchte bis zum 14. Lebensjahr die Altenburger-Schule in Merseburg und begann 1892 eine Mechanikerlehre. Er fand anschließend Anstellung als Verkäufer und Mechaniker in der Magdeburger Filiale der Patria-Fahrradwerke, Berliner Straße 30/31, wo er 1899 Werkstattleiter wurde und das Geschäft 1901 kaufte. 1903 richtete er in der benachbarten Schmiedehof-Straße 3 eine größere Werkstatt mit Kraftbetrieb ein und beschäftigte dort vier Mitarbeiter. Nach Erwerb eines großen zweisitzigen Rex-Simplex-Sportwagens war er einer der ersten Autofahrer in Magdeburg. Auch handelte er mit Progress-Motorrädern, die in Magdeburg guten Absatz fanden. 1906 vergrößerte D. seine Geschäftsräume in der Berliner Straße und übernahm 1909 auch die Generalvertretung der Dürkopp-Werke für Fahrräder und Nähmaschinen. Die Anlieferung dieser Produkte erfolgte waggonweise. D.s Firma entwickelte sich zu einem Unternehmen mit bis zu 15 Angestellten und einem motorisierten Außendienst. Die angestrebte Übernahme einer Dürkopp-Auto-Vertretung wurde ihm vom Firmengründer Nikolaus Dürkopp ausgeredet. 1915 wurde D. zum Militärdienst eingezogen, mußte sein Geschäft zeitweise schließen. Er wurde in Erfurt zum Waffenmeister ausgebildet und 1917 in dieser Funktion vom Generalkommando in Magdeburg im 66. Regiment eingesetzt. Nach Kriegsende führte er in Magdeburg erfolgreich seine Geschäftstätigkeit fort und erwarb 1920 das Grundstück Berliner Straße 28, wohin er 1928 seinen Nähmaschinenvertrieb verlagerte. Mit seinem sechssitzigen l0/30er Dürkopp-Wagen besaß er eines der schönsten Kraftfahrzeuge in Magdeburg. Auf der Mitteldeutschen Ausstellung für Arbeit, Sozialfürsorge und Siedlung (MIAMA), die 1922 in Magdeburg stattfand, wurden seine Dürkopp-Produkte mit der Goldmedaille ausgezeichnet. Besonders begehrt waren die kettenlosen Dürkopp-Fahrräder. Da D. nicht der NSDAP beigetreten war, erhielt er nach 1933 keine städtischen Aufträge mehr. Am 16.01.1945 wurden seine Grundstücke Berliner Straße 30/ 31 und Königstraße 55 sowie sein Fahrzeugpark total zerstört. In der stark beschädigten Berliner Straße 28 konnte er eine provisorische Werkstatt einrichten, wo er in den ersten Nachkriegsjahren mit seinem Gesellen Fahrräder, Nähmaschinen und Waschmaschinen reparierte. D. hat als angesehener Handwerker und erfolgreicher Geschäftsmann die Mobilität der Magdeburger Bürger wesentlich gefördert.

Archivalien: Handschriftlicher Lebenslauf des E.D. (Familienarchiv Klaus Löffler, Mettlach-Orscholz).

Bildquelle: *Familienarchiv Klaus Löffler, Mettlach-Orscholz (privat).

Wilhelm Thal

 letzte Änderung: 02.09.04