Dornacher, Klaus, Prof. Dr. phil. habil.
geb. 16.05.1929 Cottbus,
gest. 25.06.1990 Magdeburg,
Hochschullehrer, Slawist.

D., Sohn eines kaufmännischen Angestellten, legte 1946 in Cottbus das Abitur ab. Zuerst studierte er am Pädagogischen Institut in Cottbus und wurde zum Lehrer für die russische Sprache ausgebildet, wechselte 1948 an die gerade gegründete Pädagogische Hochschule Potsdam und begann dort, Germanistik und Slawistik zu studieren. Nach Beendigung des Studiums wurde D. 1952 Assistent am Institut für Slawistik, bereits ab 1954 nahm er Aufgaben eines Oberassistenten wahr. 1962 promovierte er an der Pädagogischen Hochschule Potsdam mit einer Arbeit über “Die Rezeption I. S. Turgenjews in Deutschland 1845–1871”. 1969 wurde er zum Hochschul-Dozenten berufen und leitete von 1970 bis 1975 das Institut für Slawistik. Ende der 1960er Jahre begann D. mit der Herausgabe einer zehnbändigen Turgenjew-Ausgabe in neuer deutscher Übersetzung im Aufbau-Verlag Berlin. Diese Ausgabe erschien in mehreren Auflagen, auch im gesamten deutschsprachigen Raum als Lizenz. D. avancierte sehr bald zum herausragenden Turgenjew-Spezialisten in der DDR. Er wurde wissenschaftlicher Konsultant für die dreißigbändige Akademieausgabe von Turgenjews Werken in Leningrad und für verschiedene Turgenjew-Sammelbände. Er unterhielt wissenschaftliche Kontakte zum Turgenjew-Museum in Orjol und zum Puschkin-Haus in Petersburg und war außerdem als Autor an den zwei bedeutenden Geschichten der russischen Literatur im Aufbau-Verlag (1965 und 1985) beteiligt. D. war ein leidenschaftlicher Lehrender und Vermittler der russischen Literatur und betreute zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten von Studenten, von denen einige seine Schüler wurden. 1977 erfolgte seine Umberufung an die Pädagogische Hochschule Magdeburg, wo er sich 1980 mit der Arbeit “Die Evolution des deutschen Turgenjew-Bildes im 19. Jahrhundert” habilitierte. 1982 wurde er zum ordentlichen Professor berufen. In Magdeburg gründete er eine Forschungsgruppe zur Rezeption I. S. Turgenjews in Deutschland. Es fanden 1979, 1983 und 1987 internationale Konferenzen statt, und es entstanden zahlreiche Graduierungsarbeiten (s.Gudrun Goes, 1989). Ein großes neues Rezeptionsprojekt und die Turgenjew-Biographie konnte D. durch seinen frühen Tod nicht mehr vollenden. (s.Gudrun Goes, 1991).

Werke: (Hg.) Geschichte der russischen Literatur des 18. Jahrhunderts, 1966; (Hg.) Iwan Turgenjew, Gesammelte Werke in Einzelausgaben (10 Bde), 1969ff.; Bibliographie der deutschsprachigen Übersetzungsausgaben der Werke I. S. Turgenjews 1854–1985, 1987; (Hg.) Turgenjew. Ein Lesebuch für unsere Zeit, 1989.

Literatur: Gudrun Goes, Die Turgenev-Forschung an der Pädagogischen Hochschule Magdeburg, in: Zs. für Slawistik 34, H. 4, 1989, 554–559; dies., In memoriam K. D., in: ebd. 36, H. 3, 1991, 473.

Bildquelle: *Gudrun Goes, Magdeburg (privat).

Gudrun Goes

geändert: 09.06.2004